Liebesepos mit Rap-Musik

Die Proben zu „Leila und Madschnun“ des Vereins Kabawil laufen auf Hochtouren.

Düsseldorf. Auch sonntags herrscht im Trainingsstudio des Kabawil e.V. Hochbetrieb. Eine Schar jugendlicher Tänzer bevölkert den großen, mit Parkett versehenen Raum. Die Spiegelwand scheint ihre Zahl zu verdoppeln.

Bis zur Premiere der neuen Tanztheaterproduktion "Leila und Madschnun" am Donnerstag bleibt nicht mehr viel Zeit, und das spürt man an diesem Probensonntag deutlich. Die Atmosphäre ist herzlich, aber auch nervöser als noch vor Wochen.

Tänze, Lieder, Rap-Einlagen, Szenen, Sprechchöre - alles muss nun endgültig Schliff bekommen und zu einem Ganzen werden. "Ihr seid auf der Bühne! Nichts Privates mehr!" schärft Kabawil-Organisatorin Petra Kron der bunten, stets etwas hibbeligen Truppe ein.

Die hat sich jetzt in einem großen Viereck hingesetzt und verfolgt gespannt den Liebestanz von Leila und Madschnun. Pochende Musik erklingt, die Choreografie der Zärtlichkeit und Leidenschaft nimmt ihren Lauf.

Hanna Schwab und Oliver El Fayoumy, zwei junge Profischauspieler, verkörpern das Liebespaar aus dem altpersischen Epos, auf das die Inszenierung zurückgreift, nicht ohne die klassische Vorlage mit der Gegenwart von Hip-Hop und Multikulti zu kreuzen.

Spontaner Beifall am Ende des erotischen Wirbels. Eigentlich sollte längst Mittagspause sein, aber erst muss noch ein Gruppentanz über die imaginäre Bühne gehen.

In sechs Reihen nehmen die Jugendlichen Aufstellung, hier und da macht sich Unruhe bemerkbar. Jetzt pumpt die Musik los, der Tanzlehrer und Choreograf Othello Johns zählt laut vor, und schon ist alles in seinem Element, spult die Schrittfolgen und Handbewegungen ab.

"Ich habe hier tänzerisch viel dazugelernt", schwärmt der 18-jährige Ardian, "aber auch schauspielerisch." Der im Kosovo geborene Tänzer arbeitet als Fahrgastbetreuer bei der Bahn. Die meisten anderen gehen noch zur Schule.

Wie zum Beispiel Minh aus Mönchengladbach, der bald Abitur macht. Oder Anna, das elfjährige Nesthäkchen der Truppe. Ihre russischen Eltern sind auch da: Vater streicht gerade einige Stellwände, die als Bühnenelemente gebraucht werden, Mutter lässt die Nähmaschine surren für ein Kostüm.

Das Regiment führt jetzt Regisseur Renat Safiullin, der mit Kabawil schon mehrere erfolgreiche Projekte gestemmt hat. Schritt für Schritt geht er mit allen das Stück durch. Alles wird genau protokolliert. "Diese Ansagen sind verbindlich", ruft Safiullin in die Runde, "es sei denn, wir ändern was."

Es wird wieder ein langer Sonntag werden für alle Beteiligten. Aber auch unter der Woche wird es hier betriebsam bleiben. Irgendeine Probe ist jetzt immer. Bis zur großen Premiere.

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