Liebes-Drama aufs Tablett verlegt
Die Rheinoper präsentiert Giuseppe Verdis "La Traviata".
Düsseldorf. Etwas gleichgültig geht das Publikum beim Schlussbeifall über den Regisseur Andreas Homoki hinweg. Es gibt weder Bravos noch Buhs, nur Höflichkeitsapplaus wie beim Verbeugen einer Statistengruppe. Die Inszenierung, die rund 60 Kilometer rheinaufwärts an der Bonner Oper bereits zu sehen war, erregt nicht die Gemüter. Sie bringt keinen Skandal, macht aber auch niemanden glücklich.
In Giuseppe Verdis Dauerbrenner „La Traviata“ nach Alexandre Dumas’ „Kameliendame“ entsteht am Dienstagabend in Duisburg kaum Atmosphäre. Denn das von Frank Philipp Schlößmann geschaffene Bühnenbild kommt so klar und clean daher, dass er einem Computerbildschirm gleicht: Der Boden glänzt wie eine mit dem Mikrofasertuch gereinigte Tablett-Tastatur, während der Hintergrund einfarbig bleibt. Vor diesem Horizont wirken die von Gabriele Jaenecke recht prachtvoll kostümierten Sänger wie computeranimierte Figürchen.
Die sterile Kargheit mag noch so beabsichtigt sein, eine Steigerung des Ausdrucks geht mit ihr leider nicht einher. Homokis Personenregie bleibt größtenteils konventionell, wenn auch ein paar beachtliche Einfälle die Szene bereichern. Wenn etwa am Schluss die feierlaunige Pariser Gesellschaft im Raum bleibt, um die Titelheldin Violetta zur Karnevalsmusik mit bleichen Masken zu verhöhnen, regt das immerhin zum Nachdenken an.