Lesung von Andrea Maria Schenkel: „Ich schreibe, was ich will“

Andrea Maria Schenkel las in der Johanneskirche aus ihrem Roman „Kalteis“ und gewährte Einblicke in ihren Alltag.

Düsseldorf. Was diese Frau nicht alles kann: Ihr Debut-Krimi "Tannöd" verkaufte sich bislang 500000 Mal und katapultierte Andrea Maria Schenkel in die Bestsellerlisten. Auch ihr zweites Buch "Kalteis" punktet mit großartigen Verkaufszahlen ("Günter Grass träumt von solchen Auflagen", bemerkte Moderator Lothar Schröder spöttisch). Doch Frau Schenkel, bis zu ihrem fulminanten Durchbruch hauptberuflich Arztgattin und Mutter dreier Kinder, trifft mit ihrer Art zu schreiben nicht nur den Nerv ihres Publikums, sie kann auch wunderbar vorlesen. Das stellte die Glauser-Preisträgerin bei ihrem Auftritt im Bachsaal der Johanneskirche eindrucksvoll unter Beweis. Überraschenderweise war die Veranstaltung der Droste-Buchhandlung nicht ausverkauft. Sind sonst bei Auftritten wie von Javier Marías selbst die letzten Klappstühle auf der Empore hart umkämpft, blieben diesmal sogar Plätze im Saal leer.

"Dann fangen wir eiskalt mit ‚Kalteis’ an. Und zwar mit dem Anfang", erklärt sie mit unverkennbar bayerischem Akzent. 17Sekunden dauert und 247Reichsmark kostet die Enthauptung der männlichen Hauptfigur. Mit ruhiger, präziser Stimme liest Schenkel scheinbar ohne Anstrengung die ersten Passagen ihres Buches. Wie gut sie ihre Stimme modulieren kann und offensichtlich weiß, was Hörer akustisch wünschen, stellt sie im später vorgetragenen Teil über die Romanfigur Kati unter Beweis. Beschwingt und fröhlich wird ihre Stimme, als es um Fasching und Wies’n-Besuch geht. Lebendige Szenerien entstehen in der Phantasie der andächtig Lauschenden.

Zwischen den Vorleseblöcken gewährt die 1965 geborene Autorin Einblicke in ihr Leben. Befragt vom Moderator erfahren die Zuhörer von Schenkel, dass sie am liebsten auf dem Bett sitzend am Laptop arbeitet. "Dazu trage ich schwarze Trainingshosen und eine Duschfrisur, also wirres Haar." Friedrich Dürrenmatt ist ihr Vorbild, und "das Böse in der Literatur hat mich immer angezogen. Mich reizen brüchige Gestalten." Selbst zu dem Plagiatsvorwurf des Sachbuchautors Peter Leuschner nimmt sie Stellung ("als ‚Tannöd’ fertig war, besuchte ich ihn und schenkte ihm ein Exemplar meines Buches").

Viel mehr interessiert das Publikum aber, dass Andrea Maria Schenkel zurzeit an einem neuen Buch arbeitet. "Umfangreicher" als die beiden Vorgänger soll es werden, da es einen Zeitraum von 60 Jahren umfasst, außerdem wird es nicht in Bayern spielen. Mehr will sie nicht verraten. Nur, dass sie sicher nie einen Fantasy-Roman, wie es sich ihr großer Sohn Felix wünscht, verfassen wird. Kann sie auch sonst schlecht ‚Nein’ sagen, bleibt sie in diesem Fall konsequent: "Ich schreibe, was ich will."

Geboren am 21. März 1962 in Regensburg und dort aufgewachsen. 1991 Umzug nach Baden-Württemberg

Ausbildung Post-Lehrbeamtin

Romane 2006 erschien der Krimi "Tannöd", 2007 folgte "Kalteis". Beide stehen in den Bestsellerlisten. Ihr dritter Roman soll zur Buchmesse Leipzig 2008 erscheinen (alle: Edition Nautilus).

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