Düsseldorf Kunstverein am Grabbeplatz: Ein allzu kluger Kopf nimmt Abschied

Hans-Jürgen Hafner verlässt nach fünf Jahren den Kunstverein am Grabbeplatz.

Düsseldorf: Kunstverein am Grabbeplatz: Ein allzu kluger Kopf nimmt Abschied
Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Hans-Jürgen Hafner ist sich in den fünf Jahren als Leiter des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen treu geblieben. Ein kluger Kopf, für den die Kunst in erster Linie ein theoretisches Feld, eine Versuchsanordnung ist. Seine Ausstellungen wirkten verkopft, wenig visuell, kaum inspirierend. Zur Quadriennale etwa rekonstruierte er eine Ausstellung aus Paris als Bausatz, obwohl die Schau das Immaterielle thematisierte. Häufig zeigte er mediale Bilder ohne visuelle Qualitäten. Dann wieder überschüttete er den Besucher mit Bildern, die sich selbst relativierten. Das Handwerkliche spielte kaum eine Rolle. Das Zitat war das Allheilmittel, um überhaupt noch etwas zum Vorschein zu bringen.

Die Sehnsucht nach dem Bild, das die Poesie freisetzt, wurde kaum gestillt. Auch das das Verlangen zur Entschlüsselung der Welt fand nicht statt. Da schwang nichts Sinnliches mit. Selbst so absurde Szenarien wie den permanent schlagenden Hammer von Andreas Fischer platzierte er so lieblos in eine Ausstellung der dHCS-Stipendiaten, dass der Sinn dieser Kunst verpuffte.

Zu Beginn seiner Amtszeit vor fünf Jahren erklärte er, er versuche, aus der Kunst das Problem „herauszuschauen“. Er begriff Ausstellungen eher als einen „Darstellungsmodus“. Ein Skeptiker war er. Sein Motto: „Wie kommt was als Kunst daher?“

In der aktuellen Ausstellung der Schottin Charlotte Prodger stehen vier übergroße Ponchos mit schwarzen Tarnflecken zwischen massiven Plexiglas-Scheiben im Raum. Wie im Psychologietest für Schulanfänger können die Besucher überlegen, ob die Tarnflecken identisch oder unterschiedlich gedruckt sind. Vielleicht entdecken die Kunstgänger ja auch die minimal voneinander abweichenden Weißtöne auf den Metallständern.

Wem das zu wenig ist, der sollte sich an ein Video halten, das Prodger bei Youtube fand und das einen Bullterrier bei der Umrundung pflegeleichter Topfpflanzen zeigt. Diese Hunde fallen in eine Art Trance, schleichen um die Pflanzen im Zeitlupentempo. Eine faszinierende Filmsequenz.

An den Wänden befinden sich groß abgezogene Schwarz-Weiß-Fotos von Farnen. Prodger schiebt sie hinter Plexiglas mit freigestanzten Rechtecken in den Maßen der Lüftungsschlitze eines altmodischen Monitors. Dieser Verweis fällt kaum auf, weshalb der Kunstvereinsleiter eigens darauf aufmerksam macht. Währenddessen zeigt der Monitor in der ständigen Wiederholung die Zerstörung eines 16-mm-Films, als sei es etwas Selbstverständliches.

Nüchtern ist diese Art der Darstellung. Aber das muss wohl so sein, wenn man Hafner glauben will. Er sei eher an Problemen als an der Auflösung von Ausstellungen interessiert, sagt er. Damit verlässt Hafner den Kunstverein im Haus der Kunsthalle am Grabbeplatz.

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