Kunstakademie Düsseldorf: Ex-Studenten stellen aus : Die Suche nach dem Paradies ist für Jung-Künstler weiterhin aktuell
Düsseldorf Die Kunstsammlung NRW zeigt in einer klassischen Schau Werke von 77 Akademie-Absolventen im K21.
Alle 77 Akademie-Absolventen des letzten Jahres erhalten ihre museale Weihe im K21. Sie reagieren würdevoll, sehen ihre Kunst nicht als Auffangbecken für aktuelle Probleme an. Im Gegenteil, ihre Kunst wirkt geradezu zeitlos. Wer also Fragen zum Umweltschutz oder zur künstlichen Intelligenz gelöst haben will, muss sich andernorts umschauen. Die Worte von Rektor Karl-Heinz Petzinka, der Nachwuchs sei aufgerufen, „die Zukunft mitzugestalten, nach Kräften die großen Themen unserer Gesellschaft auch lösen zu wollen“, bleiben ungehört. Die Generation der 20- bis 30-Jährigen praktiziert Kunst, und die ist frei von gesellschaftspolitischen Aufgaben.
Diese Schau im Untergeschoss ist im Vergleich zum letzten Jahr ehrlicher. Man ließ den jungen Leuten offensichtlich mehr Freiheit. So darf Joscha Bender einen Koloss aus Gips aufstellen und sich dabei mit einem dicken Kiss zweier Riesen amüsieren, denn für eine ausgefeilte Arbeit aus Bronze fehlten die Materialkosten.
Für den Film von einer Idylle werden Polizei und DLRG bemüht
Im Foyer begrüßt ein Riesen-Ufo aus besprühter Bioplastik, das die Künstlerin Aylin Leclaire selbst aus Stärke, Glyzerin, Gelatine und Essig gekocht hat. Dem Titel entsprechend spuckt es „Autisten und Aliens“ aus. Auch das Matratzenlager von Marco Biermann und Tomas Kleiner ist gestrandet. Im Beamer schaukelt eine solche Matratze mitsamt Künstler im Hochwasser glücklich vor sich hin. Dem Duo geht es allerdings weniger um eine idyllische Freizeitgestaltung als um die Bürokratie, die überwunden werden muss, um diese Szene zu filmen. Wasserschutzpolizei und DLRG waren nötig, damit eine Drohne die schaukelnde Figur auf der Bundeswasserstraße filmen konnte. Die kleine Freiheit kostete viel Mühe.
Künstler wollen wie jedermann nicht nur auf dem Wasser schaukeln, sondern auch im Traumhaus leben. Das gaukelt ihnen das Frauenkollektiv „Konstitutiv der Möglichkeiten“ vor. Ihr Haus ist bloße Fassade, ist auf der einen Seite Plattenbau und Legebatterie, auf der anderen Seite eine südländische Idylle mit Sonnenschirm und Paravent. Nichts ist echt. Niemand sollte sich unterm Sonnenschirm ausruhen, manches kommt leicht daher.
Dieser Rundgang der Absolventen demonstriert eine Maler-Akademie, ist doch eine neue Bildhauer-Professur erst jetzt besetzt. So begrüßt Laura Aberham mit tollkühnen Schwüngen, als lasse sie die Farben Gelb und Blau im Mixer rotieren. Lisa-Maria Feike verbrachte ihren Urlaub mit zwei Kommilitoninnen in der Gauchachschlucht. Nun sitzt sie im Bild auf einer hölzernen Treppe, neben sich zwei Freundinnen, vor sich einen Tümpel, in den ein Wasserfall wie ein Farbvorhang fällt. Das kleine Format lebt nicht nur von den spritzenden Wassertropfen, sondern von differenzierenden Grüntönen in der Idylle.