Kunst : Auf den Spuren der Kunst aus der DDR
Düsseldorf Der Kunstpalast zeigt im September eine Schau zur Kunst in Zeiten des SED-Regimes. Im Vorfeld veranstaltete das Haus eine Kultur-Reise durch Ostdeutschland.
30 Jahre ist es nun her, als die Berliner Mauer fiel, ein Jahr später war Deutschland wiedervereint. Das galt nicht für die Kunst – in der DDR sollten sich Künstler in den Dienst der Arbeiterklasse stellen und mithelfen, die sozialistische Gesellschaft aufzubauen, dementsprechend galt die Kunst aus Ost-Berlin, Leipzig, Dresden oder Halle als „Staatskunst“, wohingegen die Kunst des Westens als frei und experimentell betrachtet wurde. Bis heute sind diese Denkmuster aus dem Kalten Krieg nicht überwunden. Westdeutsche Museen interessieren sich kaum für Kunst aus der DDR.
Der Düsseldorfer Kunstpalast will das ändern. Am 5. September eröffnet das Haus im Ehrenhof die Ausstellung „Utopie und Untergang. Kunst in der DDR“. Es handelt sich um eine Überblicksschau zur Kunst im SED-Regime – die erste in einem westdeutschen Museum seit Herbst 1989. Kunstpalast-Chef Felix Krämer und Kurator Steffen Krautzig wollen zeigen, dass die Maler und Bildhauer in der DDR nicht nur regimetreue „Auftragskunst“ schufen, sondern modern malten, die triste Wirklichkeit ins Bild setzten oder mit Ironie die sozialistische Kunstdoktrin unterliefen. Außerdem sollen Besucher die Arbeiten von Wolfgang Mattheuer, Werner Tübke, Elisabeth Voigt oder Angela Hampel nicht als historische Dokumente „von drüben“ betrachten, sondern als Kunstwerke. Im Vorfeld zur Ausstellung lud der Kunstpalast zu einer kleinen Kultur-Reise durch Ostdeutschland ein, um wichtige Museen, Galerien und Künstler der ehemaligen DDR besser kennenzulernen.
Erste Station: Kunstmuseum Moritzburg in Halle an der Saale
Das Kunstmuseum Moritzburg in Halle an der Saale ist eine ungewöhnliche Kunststätte: Einst residierten hier Erzbischöfe, Feldherr Wallenstein und Schweden-König Gustaf Adolf besetzten die Festung, im Dreißigjährigen Krieg brannte die Burg aus und überdauerte als „romantische Ruine“ bis ins 19. Jahrhundert – dann zogen Kunst und Kunstgewerbe ein. Hinter Bruchstein, Glas und Aluminihängen, stehen und liegen etliche wichtige Kunstwerke aus der DDR. Darunter die Bronze-Skulptur „Jahrhundertschritt“ von Walter Mattheuer. Eine monströse Figur, die dynamisch und statisch zugleich wirkt. Sie hebt die eine Hand zum Hitlergruß und ballt die andere Hand zur Faust des Roten Frontkämpferbundes, der ausgestreckte Fuß bremst ab, der hintere Fuß steckt im Morast des Dritten Reichs fest. Die Figur symbolisiert die die Stunde Null im Jahr 1945, als die NS-Diktatur in das SED-Regime übergeht.