Kunst: Ansichten ohne Ansicht

Philipp Hackert im Goethe-Museum.

Wer in der Hackert-Ausstellung des Goethe-Museums eine Abbildung vom Landhaus des Horaz sucht, kann nicht fündig werden, denn sie existiert nicht. Unter dem Titel "Zehn Aussichten von dem Landhaus des Horaz" verzichtet der Maler und Goethe-Freund Philipp Hackert (1737-1807), über den Goethe auch eine Biographie verfasste, nämlich konsequent auf die Gebäudeansicht.

Er scheint auch weniger eine konkrete Verortung als mehr eine idealtypische Perspektive, aus der er die Landschaft nördlich von Rom im Sinn gehabt zu haben, als er seine Italien-Bilder in den feinsten Aquarell-Farben zu Papier brachte. Der zehnteilige Gouachen-Zyklus ist Kernstück der von Volkmar Hansen und Heike Spies anlässlich des 200. Todes- und 270. Geburtstages Philipp Hackers gestalteten Ausstellung, die vom 13. Mai bis 12. August im Schloss Jägerhof zu sehen ist.

Der Name des römischen Dichters Horaz steht mehr für den klassischen Boden der Sabinerberge, auf dem sich Hackert und Johann Wolfgang von Goethe zweimal getroffen haben: Hackert als europaweit gerühmter Großmeister der Landschaftsmalerei und der Dichterfürst als sein gelehriger Schüler. "Die Aussichten sind kein Rundblick, sondern eher Ansichten, die zum Landhaus des Horaz hinführen", erklärt Museumsdirektor Hansen.

Der Horaz-Zyklus galt lange Zeit als verschollen und ist erst 1982 überraschend wiederentdeckt worden. Die Bundesrepublik Deutschland stellt ihn dem Goethe-Museum als Dauerleihgabe zur Verfügung. Neben jedem der Bilder ist eine schriftliche Erläuterung der Hacker-Spezialistin Claudia Nordhoff angebracht mit Informationen zu den Motiven und geschichtlichen Hintergründen.

Katalog zur Ausstellung, von Volkmar Hansen und Heike Spies; 8,50 Euro an der Museumskasse.

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