Düsseldorf Künstler wollen Geld selbst verteilen

Die Stadt will mehr Mittel in Kunst am Bau stecken. Eine Initiative hat dafür Vorschläge erarbeitet, sie will die Aufträge selbst verteilen.

Düsseldorf: Künstler wollen Geld selbst verteilen
Foto: Schaller

Düsseldorf. Düsseldorfs Künstler fühlen sich im Aufwind. Während die Ampelkoalition noch nicht weiß, wo sie das Geld für ihre Versprechungen hernehmen soll, plant eine Künstlerinitiative die nächsten Schritte. Ein „Kulturentwicklungsplan“ soll es sein. Eine „Kunstkommission“ steht in den Startlöchern. Und wie jüngst im Kulturausschuss zu hören war, könnten die Künstler auch sagen, wo die Reise bei einem wie auch immer gearteten Kulturfestival hinführt.

Jetzt stellte die Initiative in der Filmwerkstatt die Eckdaten für „Kunst am Bau und im öffentlichen Raum“ vor. Zwei Prozent der Bausumme, die die Kommune für ein Projekt ausgibt, sollen für Kunst ausgegeben werden. Das ist viel Geld angesichts der Bauwut in Düsseldorf. Noch-Planungsdezernent Gregor Bonin will sogar versuchen, wie es heißt, private Bauherren mit ins Boot zu holen.

Am Mittwoch beraten Künstler mit der Verwaltung in einer Fachtagung über die Zukunft des öffentlichen Stadtbilds. Im Oktober soll der Kulturausschuss über den Entwurf der Künstler entscheiden. Und wenn alles gut geht, kann es im nächsten Jahr losgehen. Dann soll alles anders werden mit der Stadtkultur.

Die Vordenker sind eine Gruppe von Machern, mit Kulturprojekt-Manager Markus Ambach, dem Maler Jörg-Thomas Alvermann und den Off-Raum-Betreibern Andrea Knobloch und Stephan Machac an der Spitze. Wortgewandt stellten sie in der Filmwerkstatt ihre Pläne vor, ganz im Sinne der Ampelkoalition.

Ihre Richtlinien gelten nicht nur der Finanzierung und „Sinnfälligkeit“ von Kunst, sondern auch dem Abbau oder der Versetzung bestehender Werke. Ihre These: „Kunst am Bau soll im Wandel begriffen sein“, also nicht nur fest verankert im Boden stehen. Sie könne temporär oder permanent, sollte vor allem interdisziplinär und ergebnisoffen sein. Es sei ein Wagnis, Unerprobtes zu erproben, aber dieses Wagnis müsse man eingehen.

Die Kunstkommission wirkt, wenn man den Ausführungen von Jörg-Thomas Alvermann glaubt, allmächtig. Sie entscheidet über das künstlerische Gesamtkonzept, den Standort, die Art des Verfahrens, die Auswahl der Künstler und der Kunst, ja sogar über die Höhe des Honorars und die Dauer der Aufstellung. Und sie ist das Preisgericht bei offenen Wettbewerben.

Acht der 16 stimmberechtigten Mitglieder der Kunstkommission sollen Künstler sein. Die Parteien stellen je einen Vertreter, die Architekten einen unabhängigen Stadtplaner und den das Projekt planenden Architekten. Dazu kommt ein Kunstwissenschaftler. Die Dezernenten für Kultur und Planung, die Bezirksvertreter, die betroffenen Institutionen, ja sogar die Nutzer der Neubauten haben lediglich eine beratende Stimme.

Leute wie Ambach und Knobloch haben alles überdacht, schließlich arbeiten sie schon rund zehn Jahre an dem Thema. Wenn ein Projekt zu klein ist und also zu wenig Geld abwirft, könne man einen Künstler direkt, ohne eingeschränkten Wettbewerb, beauftragen. Sie denken sogar an einen Künstlerpool, wo Kreative ihre Ideen schon mal bunkern können, hoffend, dass sie wachgeküsst werden.

Ob das nicht ganz schön viel Macht sei, wurden die Vertreter von den übrigens recht stillen Zuhörern gefragt. Sie wiegelten ab, es sei nicht nur Macht, sondern auch oder eher Verantwortung. Eines wollen sie jedenfalls nicht mehr, dass Kuratoren und Kulturbeauftragte allein entscheiden, wo es lang geht.

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