Künstler Konrad Klapheck: „Düsseldorf ist eine sehr liberale Stadt“

Der Kunstpalast zeigt ab Freitag eine Retrospektive des Düsseldorfer Künstlers Konrad Klapheck.

Düsseldorf. Herr Klapheck, Sie sind international als Künstler bekannt. Warum malen Sie Schreibmaschinen?
Klapheck: Ich bin in einem kunsthistorischen Haus aufgewachsen und wusste schon mit acht Jahren, wer Holbein und Dürer sind. Diese deutschen Renaissance-Maler waren meine Idole in meiner Liebe zur Genauigkeit und meiner Schwäche für blinkendes Metall. Ich hatte aber keine Ahnung, dass ich 43 Variationen des Themas malen würde.

Sie waren in jungen Jahren in Paris, haben 1956 an der Académie de la Grande Chaumière Akt gezeichnet und sind 1957 zurückgekehrt. Was bedeutet Ihnen Paris?
Klapheck: Als Maler muss man einfach in den Louvre gehen. Die klassische Kunst ist als Maßstab immer da.

Ich sehe Sie noch in der Kunstakademie Motive mit dem Kohlestift komponieren. Welchen Wert geben Sie der Konstruktionszeichnung?
Klapheck: Wenn ich dem Geist der Maschine folge, muss ich mich auf eine Konstruktion einlassen, auf Waagerechte und Senkrechte. Ich konstruiere sie mit Zentimetermaß und Rotstift. Die Konstruktionsarbeit nimmt zwei Drittel der Zeit für ein Bild ein. Das ist geistige Tätigkeit, es ist echte Arbeit. Dann kommt die Malerei, und das ist das große Vergnügen.

Wie beschreiben Sie Ihren Stil, als realistisch oder surrealistisch?
Klapheck: Als Klapheck-Stil. In meiner Arbeit ist Humor ein entscheidendes Element, aber das ist genetisch bedingt. Ich habe eine rheinische Lebensart.

Seit 1997 widmen Sie sich drallen Frauen und lüsternen Greisen, Boxern, Jazzmusikern und Akten. Gibt es einen zweiten Frühling? Wie groß ist der Einfluss der Malerin Wanda Richter-Forgàch, die Sie nach dem Tod Ihrer Frau kennenlernten und mit der Sie Porträt zeichnen?
Klapheck: Akt habe ich immer wieder gezeichnet. Wanda hatte mit dem Porträtzeichnen in einem verregneten Sommerurlaub angefangen. Wir haben das dann ausgebaut, Vertreter der Kunstszene waren die besten Modelle.

Spielt die Ähnlichkeit eine Rolle?
Klapheck: Natürlich, sonst wäre es nur eine Menschendarstellung. Ähnlichkeit, Komposition und frische Linien sind meine Kriterien. Ich kann nur das zeichnen, was ich sehe. Ich will wie ein Naturforscher eine genaue Bestandsaufnahme machen.

Haben Sie in der Farbe von den Franzosen profitiert?
Klapheck: Ja, ich habe wie Picasso eine große Schwäche für Renoir. Der hat seine Modelle unter einen Frühlingsbaum gesetzt und grüne Schatten hineingetupft.

Sie sind in Düsseldorf geboren, lehrten und leben hier. Was bedeutet Ihnen Ihre Heimatstadt?
Klapheck: Ich fühle mich hier wohl, die Stadt hat einen großen Liberalismus. Das war vor dem Krieg anders. Da sorgte die Partei dafür, dass mein Vater schon 1934 aus der Akademie geworfen wurde. Aber Düsseldorf galt doch als nicht so leicht beeinflussbar, auch das hat hier Tradition.

Ihre derzeitigen Motive?
Klapheck: Die 44. Schreibmaschine und die metallischen Musikinstrumente der Jazzmusiker. Ich male möglichst nur Musiker, die ich live gehört oder kennengelernt habe. Anthony Braxton, ein Hauptvertreter des Free Jazz, hat in der Mensa der Uni ein wunderbares Konzert gegeben.

Sie sammeln Musikschallplatten?
Klapheck: Ja, meine große Schallplattensammlung enthält auch Avantgardemusik und Klaviermusik, zum Beispiel Rubinstein.

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