Konzert "The Mars Volta": Musik für den ganzen Kosmos

„The Mars Volta“ katapultieren ihre Zuhörer in andere Sphären.

Düsseldorf. Mit "Octahedron", ihrem fünften Studio-Album, haben "The Mars Volta" vor einer Woche schlicht eine wunderschöne Platte veröffentlicht. Weil das Zuhören bei dieser Band - mit ihren ausufernden Gitarrensoli, den harten Brüchen und einem Gesang, der nicht nur Gläser pulverisieren kann - bislang jedoch ebenso ekstatischer Genuss wie körperlicher Schmerz sein konnte, war die große Frage, wie die neuen, ruhigen Songs am Montagabend im Stahlwerk wirken würden. Live gespielt klingt die Musik dann nicht so entspannend, wie die neue CD vortäuscht. Und kombiniert mit ein, zwei Hits und einigen epischen Songs hat diese Mischung "The Mars Volta" noch besser gemacht.

Als Sänger Cedric Bixler-Zavala die Bühne betritt, hat er ein großes Baguette in der Hand. Brot und Spiele? Wohl eher ein weiteres phallisches Symbol - die Gruppe benutzt so etwas gerne. Ein sehr phallischer Abend jedenfalls beginnt, als Omar Rodriguez-Lopez, Gitarrist und kreatives Genie der Band, die ersten Takte von "Goliath" anspielt und Bixler-Zavala seine Stimme in dieses Monster von einem Lied wirft. Er erreicht Tonlagen, die für einen Mann eigentlich physisch unmöglich sind, ungehört und unerhört. Die Mexikaner legen gleich noch "Cotopaxi" drauf, den Hit der neuen CD, und man hat fast schon wieder vergessen, dass diese Band auch ruhig und entspannt sein kann.

Daran werden die Zuschauer später erinnert. Zu den mit allen technischen Finessen beladenen Songs der Band gehören stets Passagen zum Durchatmen, lange sich wiederholende Geräusche. Das etwa 15 Minuten lange "Cygnus...Vismund Cygnus" von ihrer vielleicht besten Platte "Frances The Mute" ist dafür ein gutes Beispiel. Mit einer Mischung aus Ruhe und Rückkopplung verschiedener Sound-Elemente bereitet Rodriguez-Lopez seinen nächsten Großangriff vor - und der Gesangeinsatz Bixler-Zavalas ist dann der Schuss, der die Zuhörer aus der Umlaufbahn in den Kosmos befördert.

Besonders positiv fällt an diesem Abend der Schlagzeuger auf - auch weil unklar ist, wie sein Instrument das Konzert überstehen konnte und warum dem Mann seine Arme nicht abgefallen sind. Der Genuss dieser Progressive-Rock-Oper wird lediglich durch einen wenig klaren Klang und die sehr hohe Lautstärke getrübt.

"The Mars Volta" gehören eigentlich in einen Raum gesperrt, der nur nach Klang-Maßgaben gebaut wurde, nicht in ein ehemaliges Stahlwerk. Die Atmosphäre leidet ein wenig darunter, dass alle Türen offen bleiben, obwohl es draußen hell ist. Weil die sommerliche Hitze bei geschlossenen Eingängen aber auch nicht auszuhalten gewesen wäre, ist Tageslicht das geringere Übel.

Sänger Bixler-Zavala bedankt sich artig für das gemeinsame Schwitzen und beendet den Abend mit "Wax Simulacra". Dann empfiehlt er seinen paar Hundert meist jungen Zuhörern eine Dusche und verschwindet samt Band nach zwei knackigen Stunden ohne Zugabe. Aber wer, der diesen Kosmos gehört hat, denkt schon ans Duschen.

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