Konzert: Publikum feiert Rammstein im Dome

Bei ihrem ersten von drei Konzerten im Dome zünden Rammstein ein Feuerwerk. Kommunikation mit den Fans? Fehlanzeige.

Düsseldorf. Geht man zu einem Konzert, dann erwartet man gute Musik. Geht man zu einem Rammstein-Konzert, dann erwartet man vor allem eines: eine bombastische Show. Denn gegen das, was die sechs Berliner so auf der Bühne zeigen, wirken die meisten anderen Konzerte so harmlos wie das Musikantenstadl.

Auch bei ihrem Auftritt am Sonntag im Dome, dem ersten von drei Konzerten ihrer „Made in Germany 1995 — 2011“-Tour in Düsseldorf, bekommen die Fans, was sie wollen: drastische Texte, obszöne Gesten und jede Menge Pyrotechnik. Hier wird nicht mit kleinen Krachern hantiert, hier greift Frontmann Till Lindemann selbst zum Flammenwerfern und schießt meterhohe Flammen über Bühne.

Die Fans bestehen nicht nur aus harten Metaller-Jungs mit breiten Schultern und schwarzen Band-Shirts, man trifft auch Großväter mit Enkelkindern und verliebte Pärchen. Einige haben sich verkleidet, mit blutiger Metzger-Schürze oder Joker-Fratze, und man fragt sich, wo sie damit gesehen werden wollen: frierend in der Einlass-Schlange, die sich über hunderte Meter einmal um den Dome windet, oder in der engen Masse vor der Bühne?

Überhaupt sind vom ersten Moment an alle Sinne gefordert: Von der Decke schwebt dampfend eine eiserne Brücke, über welche die Band in einem Fackelzug zur Bühne schreitet. Beinahe religiös wirkt das, die Wilden nehmen feierlich ihre Festung ein.

Dann geht es los, mit „Sonne“ und „Wollt ihr das Bett in Flammen sehen“. Sänger Till muss feuerfest sein, denn von allen Seiten sprühen Flammen und Funken. Zu „Feuer frei“ spuckt er mit einem Gesichts-Aufsatz selbst Feuer, die Gitarristen Richard Kruspe und Paul Landers spielen auf brennenden Instrumenten. Mikros, Engelsflügel, alles geht Flammen auf.

Kommunikation mit dem Publikum findet nicht statt, was aber nicht stört. Denn ein zahmes „Hallo Düsseldorf, wie geht’s euch“ würde in der derben, durchgestylten Inszenierung nur fehl am Platze wirken. Rammstein sprechen lieber durch ihre Songs, und die haben es in sich. Zumindest inhaltlich, denn musikalisch sind die dröhnenden Gitarren und rollenden Rs von Sänger Till ja stets ähnlich.

Die Texte sind dafür knapp, aber kontrovers, meist drastische Phantasien von Sex und Gewalt und vielleicht gerade deshalb so einprägsam, denn die Menge grölt bei jedem Lied textsicher mit. Dazu wird Till zum Kannibalen-Koch und versucht, Keyboarder „Flake“ Lorenz in einem Kessel zu flambieren, bei „Bück dich“ packt die Band die Sado-Maso-Klamotten aus, Flake wird Tills devotes Spielzeug. Großer Jubel.

Auch die Zugabe ist ausgiebig, mit „Mein Herz brennt“, „Amerika“ und dem Mega-Erfolg „Engel“. Danach bedanken sich Rammstein, ungewohnt artig und mit Kniefall.

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