Konzert: Klangreise in poetische Sphären

David Theodor Schmidt gastiert im Bechstein-Zentrum: Der junge Pianist entfaltet sein Können vor allem bei den ruhigen Stücken.

Düsseldorf. Es gibt Pianisten, bei denen ist noch alles drin, von der mittelprächtigen Musikerlaufbahn bis zur großen Weltkarriere. Zu dieser Sorte gehört David Theodor Schmidt, der soeben beim renommierten Label Sony Classical einen Exklusivvertrag unterschrieb und bereits sein Debüt-Album vorlegte. Mit den dort vertretenen Werken gastierte der Pianist im Bechstein-Zentrum im Souterrain des Stilwerks an der Grünstraße.

Felix Mendelssohn Bartholdys teils lyrische, teils virtuose "Variations sérieuses" spielt Schmidt mit dem werkgerechten Wechsel zwischen Beseeltheit und Brillanz. Das Zarte gelingt ihm dabei deutlich zwingender als die bravourösen Passagen, bei denen ihm der sportliche Ehrgeiz etwas im Wege zu stehen scheint.

Ja, Schmidt will wohl zeigen, dass er den spieltechnischen Anforderungen der schnellen Variationen nichts schuldig bleiben muss, und leider wirkt er dabei wie jemand, der ein Gedicht eine Spur zu schnell aufsagt.

Umso gelassener und souveräner wirkt er in den liedhaften Gefilden später Brahms-Intermezzi (op. 118) und in den drei Klavierstücken D 946 Franz Schuberts. Schmidt verfügt über ein klangvolles Pianissimo und vermag sich tief in poetische Sphären zu versenken.

Wenn er im 2. Schubert-Stück Es-Dur vom bewegten Mittelteil in die Ruhe das Anfangs zurückkehrt, entfaltet er am Klavier eine Klangschönheit, die in der Kunst der Zurücknahme schon etwas an den großen Wilhelm Kempff erinnert.

Ansonsten hält sich Schmidt mit pianistischen Gefühlsausbrüchen zurück und tendiert lieber zur neutralen Sachlichkeit. Solche emotionale Selbstbeherrschung nützt der Musik mehr als jede noch so beherzt ins Spiel gebrachte Fehldeutung - ein junger Pianist mit großem Reifepotenzial.

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