Konzert: Im Bann der Johannespassion
Mit der von Bach vertonten Erlöserpein Christi sorgte die Kantorei Oberkassel für eine andächtige Stimmung in der Auferstehungskirche.
Düsseldorf. Nach dem letzten verklungenen Ton fundamentaler Musikwerke herrscht oft andächtige Stille. Vor allem im Anschluss der Passionen Johann Sebastian Bachs verkneift sich das Publikum unabgesprochen spontanen Beifall. Manche Veranstalter von Kirchenkonzerten bitten gar im Programmheft, ganz von Applaus abzusehen.
Das war zwar nun in der Auferstehungskirche Oberkassel nicht der Fall, doch nach dem Schlusschoral der dort aufgeführten "Johannespassion" herrschte diese Stimmung, die einem für eine ganze Weile verbietet, die Hände zu rühren.
Nach etwa einer Minute des Schweigens schwillt dann aber der Beifall für Kantorei Oberkassel, Philharmonie Düsseldorf, Gesangssolisten und den Kantor Thorsten Göbel kräftig an. Denn zu hören war soeben eine engagierte Aufführung der von Bach so suggestiv und anrührend vertonte Erlöserpein Christi.
Auch wenn die Darbietung nicht immer allerhöchsten Ansprüchen genügt, da Chor und Orchester nicht immer ganz sauber intonieren, geht von ihr große Kraft aus. Das liegt wohl nicht nur an der genialen Komposition, sondern auch an der passionierten Leitung. Göbel dirigiert zwei Stunden am Stück mit größter Energie und Perfektion.
Die Kantorei zeigt ebenfalls durchgehend starke Präsenz und Kondition. Höchstens ein letzter Grad an differenzierter Wortausdeutung fehlt noch. Die Deklamation ist zwar textverständlich, doch mit der Zeit gleichförmig. Die Aspekte Schmerz, Verwandlung und Vergeistigung sind in dieser Interpretation nur ansatzweise erkennbar.