Konstantin Wecker singt von tanzenden Börsianern

Im Savoy werden die Stücke des 61-jährigen Liedermachers wie Offenbarungen bejubelt.

Düsseldorf. Wer ihn für einen Ehemaligen hält, der bloß Ehemaliges zum Vorsingen hat, irrt. Konstantin Wecker, der so manche Kapriolen überlebt hat, ist ein Kraftprotz am Klavier, ein Liedermacher, der für sein Publikum alle Register seines Könnens zieht. Das Gefühl jedenfalls vermittelte der nunmehr 61-Jährige bei seinem Konzert am Sonntagabend im fast ausverkauften Savoy.

Obwohl sein Auftritt bereits nach einer Stunde in die Zugabenphase übergeleitet wird, sind seine Fans restlos begeistert. Frenetisch wird jeder Song, darunter berühmte Melodien wie "Was ich an Dir mag" und "Irgendwann", in dem er von "ein paar Kilo Kokain und der schnöden Welt entflieh’n" singt, wie Offenbarungen bejubelt.

"Alles das und mehr" ist der Auftritt überschrieben, den er zusammen mit Johannes "Jo" Barnikel überaus routiniert absolviert. "Ich hab’ mit einem Haufen Musiker zusammengespielt - Jo ist der Beste", wird der Posaunist und Klavierspieler gelobt, der tatsächlich eine überaus virtuose Unterstützung für den beherzt aufspielenden Wecker ist.

Bis zur gespielten Ekstase singt der Urbayer sich in "Wieder im Leben, wieder dabei" und macht sich und seinen Zuhörern zum wilden Spiel am Flügel Mut: "Leben ist Brückenschlagen, einfach nicht verzagen...und widerstehen den Strömen, die vergehn".

Er intoniert bittersüße Balladen nach dem Motto "Weder mit Dir noch ohne Dich" und verkörpert ganz nebenbei das Bild des linken und provokativen Künstlers, der den Auswirkungen des Kapitalismus skeptisch gegenübersteht.

"Dass ich das Ende des Kapitalismus noch erleben darf!", moderiert er süffisant grinsend "das Tanzlied, das ich schon vor acht Jahren komponiert habe" an. Dann erklingt "Wenn die Börsianer tanzen".

Zwischendurch erzählt der Mann, der schon viel erlebt hat, Anekdoten aus seinem Leben ("In meinen Liedern war ich immer ehrlich, in meinem Leben nicht immer"), tut überrascht, wenn Fotoapparate aufblitzen, genießt kurz das Bad in der Menge - und spult seinen Auftritt professionell ab.

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