Kultur Kompakt Komponisten kamen auch mit sperrigen Tönen gut an

Düsseldorf · Neue Musik in der Tonhalle.

 Das Notabu-Ensemble widmet sich nachdrücklich zeitgenössischer Musik und startete in die neue Tonhallen-Saison.

Das Notabu-Ensemble widmet sich nachdrücklich zeitgenössischer Musik und startete in die neue Tonhallen-Saison.

Foto: Susanne Diesner

„Na hör´n Sie mal!“ – ein sympathischer Titel einer Konzertreihe, die sich ausschließlich mit Neuer Kammermusik beschäftigt. Gegründet einst von Marc-Andreas Schlingensiepen und seinem „notabu.ensemble neue Musik“ widmete sich das aktuelle Konzert im Hentrich-Saal der Tonhalle zwei Neutönern: der Russin Galina Ustwolskaja und dem Deutschen Raimund Jülich.

Fünf Werke kamen zur Aufführung, die allesamt eines verbindet:  Musik „ohne Kompromisse“. Dieser gemeinsame ästhetische Nenner zeigt sich bei Jülichs Musik darin, dass er, ohne einem Publikumsgeschmack sich anzubiedern, schreibt, was er zu sagen hat, sonst nichts. So war sein „Werkstück IV“(1988) geprägt von einer Eloquenz, die die Saxophonistin Wardy Hamburg mit feiner Technik schnörkellos und differenziert vortrug. Man muss ihrer direkten und kompromisslosen Tonsprache nur zuhören, welche Botschaft dahinter steckt, entscheidet der Hörer ganz allein. Galina Ustwolskaja geht in der Kompromiss- und Absichtslosigkeit noch einen Schritt weiter. Ihr Credo lautet: „Ich kann nur komponieren, wenn Gott es will“. Auf diesem religiösen Hintergrund wirkt ihre Symphonie Nr. 5 „Amen“(1989/90) mit dem Sprecher Rafael Schwarzstein, der das „Vater Unser“ auf russisch in den instrumentalen Gesamtklang einfügte, ebenfalls eloquent und deklamatorisch. Die Monotonie des marschierenden Schlages mit einer am Ende lang ausgehaltenen Stille hinterließ bedrückende Spuren.

Das „notabu.ensemble“ bestach in verschiedenen Besetzungen bei Ustwolskajas „Dona nobis pacem“(1970) sowie bei Jülichs „Eingriff“(1988/89) und „Stationen“(1977) durch expressive Virtuosität, reich an Klangfülle und zerbrechlich im Pianissimo.

Beeindruckend „Dona nobis pacem“: ein stiller Abgesang mit einer Spannung im Nichts. Kompetent und kompromisslos dargeboten, wie die Komponisten es wollten. Sie wollten mit ihren Werken nicht gefallen, dem Publikum aber hat es gefallen. Kräftiger Applaus im gut besuchten Hentrich-Saal. GS

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