Komödie: Mit Humor übers Parkett gefegt

Grandioser Start für das Stück „Sechs Tanzstunden in sechs Wochen“ an der Steinstraße mit Heidi Mahler und Max Claus.

Komödie: Mit Humor übers Parkett gefegt
Foto: David Young

Düsseldorf. Der Titel „Sechs Tanzstunden in sechs Wochen“ mag etwas belanglos klingen, doch dahinter verbirgt sich ein brillantes Zwei-Personen-Stück des amerikanischen Drehbuch- und Bühnenautors Richard Alfieri. Die Handlung ist schnell umrissen: Junger schwuler Tanzlehrer heitert ältere Dame auf. In der Steinstraßen-Komödie erweist sich dieses im Grunde unspektakuläre Allerwelts-Sujet aber als Zündstoff eines Pointen-Feuerwerks.

Die Bühne stellt einen altmodisch-eleganten Salon mit Panoramafenster zum Florida-Himmel vor. Kaum geht der Vorhang auf, da schrillt es schon an der Tür. Die feine Hausherrin öffnet, und herein poltert ein vorlauter wie überspannter junger Mann namens Michael Minetti, der sein Herz auf der Zunge trägt und damit am Rande der Beleidigungsklage einher tänzelt.

Beinahe wäre er seinen Tanzlehrer-Job los, bevor er ihn angetreten hat. Denn seine reife Schülerin Lilly Harrison greift schon pikiert zum Telefonhörer, um sich bei Michaels Vorgesetzten zu beschweren. Doch Michael erfindet schnell eine herzzerreißende Geschichte um seine angeblich kranke Ehefrau.

Der Schwindel fliegt zwar schon in der Woche darauf auf, doch so langsam scheint Lilly Gefallen an dem frechen, aber sensiblen jungen Mann zu finden, der zu jeder Tanzstunde im passenden Outfit erscheint — zum Wiener Walzer im Frack, und zum Tango in spanischer Folklore.

Die Dialoge sprühen vor Ironie und Schlagfertigkeit. Als Michael im grellen Hawaii-Hemd auftaucht und mal wieder etwas zu laut wird, schimpft die Dame: „Schreien Sie nicht so — das gilt auch für Ihr Hemd!“ Natürlich ist auch der Tanzlehrer nicht auf den Mund gefallen. Als er Lilly irgendwann anvertraut, wie schäbig sein Exfreund mit ihm umgegangen sei, und die Dame unbeeindruckt fragt, ob es weiter nichts gewesen sei, fragt er empört zurück: „Wie misshandelt hätten Sie mich denn gern?“

Mitreißend an der Produktion ist aber auch die darstellerische Leistung des ungleichen Paares. Volksschauspielerin Heidi Mahler, Tochter der Hamburger Ohnsorg-Komödiantin Heidi Kabel, mimt überzeugend die Distinguierte, während der junge Kollege Max Claus den Michael Minetti mit Karacho in diese Welt der vornehmen Ruhe hineinplatzen lässt.

Die beiden spielen das so echt, dass der Zuschauer bei manchem Fauxpas zusammenzuckt. Darum wird es manchmal im Publikum recht still - und das nicht nur an solchen Stellen: Wie manche gute Komödie hat auch diese ihre ernsten und melancholischen Seiten. Das gegenseitige Kennenlernen der Protagonisten führt irgendwann zu einem Vertrauensverhältnis, durch das schließlich persönliche Lebensschicksale zur Sprache kommen. Das ist hier unglaublich dezent und wahrhaftig umgesetzt, nie sentimental, dafür berührend lebensnah.

Schwung bekommt die Sache natürlich auch durch die Tanzmusik. Da werden die populären Klassiker aufs Parkett bzw. die Auslegeware gelegt - vom Swing über Walzer und Foxtrott bis zum Rock’n’Roll. Sowohl Heidi Mahler als auch Max Claus bekommen die Tanzschritte wunderbar hin, obwohl Claus dem Vernehmen nach vor der Übernahme der Rolle gar nicht tanzen konnte. Man hält es nicht für möglich.

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