Komödie: Bauernschwank mit Striptease

Im Theater an der Steinstraße gehen Bauern auf Frauensuche. Und das Publikum kreischt dazu.

Düsseldorf: Man bläst Trübsal im rheinischen Finsterbroich, fernab des modernen Stadtlebens. Drei Jungbauern und der etwas reifere Inhaber der piefigen, nicht gerade florierenden Stammkneipe haben das Einerlei satt. Frauen sollen her.

Doch bislang hat sich keine zu dem idyllischen Fleckchen Erde hin verirrt. Technisch indes leben die vier Herren nicht ganz hinterm Mond, besitzen immerhin einen Internet-Anschluss. Und mit erotischen Videos will man nun die große weite Damenwelt nach Finsterbroich locken.

„Landeier — Bauern suchen Frauen“ lautet der Titel des Stücks — eine Satire auf die Doku-Soap „Bauer sucht Frau“ im deutschen und österreichischen Fernsehen. Der Beginn ist etwas zäh: Die Gespräche in der altmodischen Provinzkneipe wirken stereotyp und kalauernd. Man macht sich schon auf einen schwachen Abend gefasst.

Doch schon bald gewinnt das Stück von Frederik Holtkamp an Fahrt. Der Name des Autors ist ein Pseudonym, hinter dem sich ein erfolgreicher deutscher Schriftsteller verbergen soll, der sich hauptsächlich dem Schreiben von historischen Romanen und Thrillern gewidmet habe.

Das Stück lebt von der Provinz-Persiflage. Die Naivität, mit der sich die drei Jungbauern dem weiblichen Geschlecht schmackhaft machen wollen, lässt den Bierwirt die Hände überm Kopf zusammenschlagen und im Publikum biegt man sich vor Lachen. Allein das verkrampfte, ums Adrette bemühte Stall-Video des Schweinezüchters Jens Kothensiepen (komödiantisch überragend: Thorsten Hamer) ist zum Quieken.

Das ist aber nur der Auftakt für noch schrillere Drehs. Der Höhepunkt findet in der zum Set notdürftig umgewandelten Kneipe statt. Zwei Damen, eine von ihrem Job frustrierte Postbotin und eine Studentin, die mit ihrem Wagen liegengeblieben ist, spielen die Geburtshelferinnen bei der Erstellung eines Gruppenvideos mit Eierkuchenbacken, Bügeln, Musik und Striptease. Man ahnt schon, dass sich die so zufällig hereingeschneiten Frauenzimmer langsam aber sicher mit zwei der Herren koordinieren.

Als beim schrägen Videodreh die Hüllen der drei Jungbauern fallen, herrscht ausgelassenes Gekreisch im Theatersaal. Vor allem werden körperliche Unterschiede sichtbar: Ist Richard Bauer (der aus der ARD-Serie „Verbotene Liebe“ bekannte Jo Weil) ein schlanker Athlet mit Waschbrettbauch, so muss der korpulente Schweinezüchter Jens sein üppiges Bäuchlein entblößen — was diesen wiederum nicht daran hindert agil zu posieren wie die beiden anderen Jungbauern. Jan (Armin Riahi) ist körperlich eher unauffällig, weder Sportler noch Fass.

Das Stück bewegt sich an der Schmerzgrenze zum Peinlichen, kriegt aber noch die Kurve. Die flotte Regie (Thomas Weber-Schallauer) und die lebendige Darstellung verhelfen dem Plot zudem zur gebotenen Rasanz. Star des Abends ist Thorsten Hamer mit breitem Rheinisch und noch breiterer Statur, die er mutig in die Komik einbindet. Viel Jubel im generationenübergreifenden Publikum.

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