Theater : Wettbewerb im FFT: Wer ist der letzte Sterbliche?
Düsseldorf Das Kollektiv „Half past selber schuld“ zeigt mit dem Comic-Theater „The last Mortal“ eine schrille Castingsshow.
„Thirty thousand days are not enough for a life“ (30 000 Tage sind nicht genug für ein Leben). Der swingende Song stammt vom letzten Sterblichen, der sich in einem virtuellen Wettbewerb durchgesetzt hat. Nach dem Motto „Haben Sie etwa Angst davor, zu sterben?“ nehmen Tänzer und Schauspieler unsere virtuelle Welt, das Reich der künstlichen Intelligenz und der Menschen aus der Retorte auf die Schippe. Und inszenieren einen fiktiven Wettbewerb auf der Suche nach dem letzten Sterblichen – „The last Mortal“.
Der Preis des Siegers: Er kann sich gerade noch vor der Welt der Unsterblichen retten. Exitus, sozusagen auf den letzten Drücker. Kreiert wird die ultra-schräge, durchgeknallte Show vom deutsch-israelischen Künstlerkollektiv „Half past selber schuld“. Die Premiere im nahezu vollbesetzten Forum Freies Theater (FFT), Kammerspiele/Jahnstraße, wurde bejubelt und auch für die Macher mal wieder zum Erfolg.
Auf der Bühne wird es bunt – mit Papp-Köpfen und Micky-Mäusen
Seit 1998 arbeiten die israelische Musikerin und Komponistin Ilanit Magarshak-Riegg und der deutsche Comiczeichner und Autor Sir Ladybug Beetle (bürgerlich: Frank Römmele) in Düsseldorf. Seit 2002 entwickelten sie im FFT ein eigenes Genre – den Bühnencomic – auf der Grundlage von ihren Performances, Zeichnungen und Hörspielen. Kostüme und Trikots in knallbunten Bonbonfarben, grelle Quietschgeräusche, knackige Songs, sprechende, singende und tanzende Micky-Mäuse und Mondmenschen mit Puppenmasken oder Big-Data-Boxen auf dem Kopf – wie in diesem Stück.
Ihre hemmungslose, in Ansätzen anarchische Experimentierfreude und Lust am technisch aufgemotzten Comic-Puppenspiel wurde vor vier Jahren nicht nur anerkannt, sondern großzügig belohnt: Das Duo gewann den renommierten und mit 50 000 Euro hochdotierten RTL-Wettbewerb „Die Puppenstars 2016“. Sicherlich ein Meilenstein in ihrer Karriere.
Preisverdächtig könnte auch die rasante 60-Minuten-Show „The Last Mortal“ sein, in der das Kollektiv mit pechschwarzem Humor das wenig vergnügliche Thema Sterben anpackt. Da kreist ein Spielzeug-Globus, und begleitet von einem Jingle lädt ein Nachrichtensprecher ein zu dem Wettbewerb. Er sitzt da mit eingehülltem Eselskopf. Eine Sequenz, die wie ein Leitmotiv wiederkehrt – sie gliedert die heitere, gleichzeitig nachdenkliche Collage aus skurrilen Werbespots und kunterbunten Szenen mit hintergründigen Botschaften. Genmanipulation, Jugendwahn und Sehnsucht nach Unsterblichkeit etc. Zu diesem Zweck werden allerlei Produkte angeboten vom fiktiven Megakonzern Wonderland Incorporated.