Theater : Uraufführung von „Ein Sommer in Sommerby“ im Jungen Schauspielhaus Düsseldorf
Düsseldorf Eine zweigeteilte Inszenierung: Die Kinder hören das Hörspiel und die Schauspieler spielen dazu das Gewitter.
Kirsten Boie (69) ist eine der erfolgreichsten deutschen Kinder- und Jugendbuchautorinnen. Über hundert Bücher hat sie verfasst, die vielfach übersetzt oder verfilmt wurden. Verständlich, dass auch das Junge Schauspiel am Erfolg teilnehmen möchte. 2018 erschien ihr Buch „Ein Sommer in Sommerby“, eine humorige, gut charakterisierende Geschichte von der Oma und ihren Enkeln Martha, Mats und Mikkel. Chefdramaturg Robert Koall hat für die Uraufführung in Abstimmung mit der Autorin eine Hörspielfassung erzeugt. Sie ertönt nun im Kassettenrekorder auf der Bühne, während die Schauspieler das theatralische Beiwerk liefern, mit viel Akrobatik, Musik und Slapsticks.
Enes ist ein ganz patenter Kerl und rettet alle aus dem Sturm
Zum Inhalt nur so viel: Oma wohnt auf einer Landzunge irgendwo an der Ostsee. Weil die Mutter im Krankenhaus liegt, werden die Enkel zu ihr gebracht und wundern sich über ihre Schrullen. Natürlich stellt sich heraus, dass sie eine ganz patente Frau ist und von Turbo-Eltern nichts hält. Die Enkel müssen anpacken und selbst Verantwortung übernehmen.
Das kann beinahe schiefgehen, als sie im Boot bei Donner und Blitz in den Wellen unterzugehen drohen, wäre nicht Enes, der von allen Figuren im Stück am besten mit Motorbooten umgehen kann und die kleine Dreiergruppe rettet. Er kann sogar Oma vom lästigen Makler befreien, der partout ihr Häuschen kaufen möchte.
Ron Iyamu ist als Enes der Pfundskerl auf der Bühne. Er kann singen, tanzen, sprechen. Verständlich, dass die Martha (Marie Jensen) in ihn verliebt ist. Er macht selbst aus Blödeleien mit Styroporeiern und Schaumstoffrohren zirkusreife Nummern, auch wenn dies eigentlich überflüssig ist. Am besten wirkt er mitsamt dem Ensemble, wenn es wirklich spannend auf dieser recht dunklen, sparsam ausstaffierten Bühne von Marie Gimpel wird.
In dieser Szene in der Mitte der Aufführung gelingt es der Regisseurin Juliane Kann im Verbund mit der Ausstatterin, die Dramatik der Kinder in den hohen Wellen perfekt darzustellen, mit nichts als transparenter Plastikfolie. Die wird an den vier Ecken von den Spielern angefasst und so suggestiv über die Köpfe hinweg geschlagen, dass die Wellen greifbar nahe sind, während das Rascheln der Folie für den Sturm herhalten muss. Und dann brüllt der Enes die Martha zu Recht an, denn die taugt als Smartphone-Fan kaum für die große Überfahrt beim riskanten Wetter.