Kinderstimmen im Parkett

Sing-Pause: Rund 1000 Grundschüler singen in der Tonhalle beim Jahreskonzert des Musikprojektes.

Düsseldorf. "Was sagt denn Herr Elbers dazu?", hört man nach der "Sing-Pause" im Hentrich-Saal der Tonhalle eine Kinderstimme fragen. Oberbürgermeister Dirk Elbers, der zu den geladenen Gästen gehört, beeilt sich mit einer lobenden Antwort: "Ich kann nicht so gut singen wie ihr." Zu seiner Zeit habe es die Unterbrechung des Grundschulalltags durch eine 20-minütige Singübung nicht gegeben.

In der Tat ist das Projekt ziemlich neu. Seit Oktober 2006 leisten das Kulturamt und der Städtische Musikverein mit großem Erfolg musikalische Basisarbeit an Düsseldorfer Grundschulen. Zurzeit werden 3850 Jungen und Mädchen an 17 Grundschulen gefördert. Ab August soll die "Sing-Pause" in 32 Grundschulen für rund 7000 Kinder realisiert werden.

Die Zuhörer im Hentrich-Saal, unter ihnen übrigens auch der ehemalige Düsseldorfer Generalmusikdirektor Bernhard Klee, staunen nicht schlecht über die Musikalität der Kinder. Singlehrer Bernhard Hüsgen, der die Vorführung leitet, verlangt nämlich durchaus Anspruchsvolles: Per Handzeichen werden Tonhöhen angezeigt.

Die Hand über dem Kopf bedeutet den höchsten Ton, auf dem Kopf eine Terz tiefer, und so weiter mit Nase, Hals, Brust und Bauch. Der Schritt zum Notenlesen ist nur noch klein. Eine kurze Notenstrecke können die jungen Sänger bereits lesen und anschließend auswendig vortragen.

Die Sing-Pause erweist sich als faszinierend einfache und effektvolle Alternative zum ambitionierten Projekt "Jedem Kind ein Instrument". Für die vokale Früherziehung bedarf es nicht der Anschaffung teurer Flöten und Geigen, denn eine Stimme besitzt jeder; und die Arbeit an der korrekten Intonation und dem exakten Rhythmus fördert die Musikalität von Kindern nicht weniger. Im Anschluss an die Singpause mit Schülern der Grundschule Unter den Eichen im Hentrich-Saal erfolgt die Zusammenkunft der Kinder aus acht Düsseldorfer Grundschulen.

Die rund 1000 Jungen und Mädchen sind im Großen Saal versammelt, nicht auf den Chorsitzen, sondern im 1. bis 3. Parkett. Wo sonst Chöre sitzen, nimmt nun das Publikum Platz. Und auf dem Orchester-Podium dirigieren acht Singlehrer gleichzeitig ihre jeweiligen Schulklassen. Volkslieder wie "Es tönen die Lieder" und Modernes wie der "Dracula-Rock" erklingen, von Klavier und Schlagzeug begleitet, aus allen Saalwinkeln. Das Schlusslied in rheinischer Mundart trifft ganz gut den Eindruck, den man von der musikalischen Leistung der Kinder gewinnt: "Do best de platt".

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