Kinderopern sind der große Renner

„Der gestiefelte Kater“ sorgt in der Rheinoper für ausverkaufte Vorstellungen. Einige Kinder fühlen sich dabei selbst wie im Schloss.

Düsseldorf. Kinder springen auf dem mit dunkelrotem Teppich ausgelegten Boden herum. In den Ecken, vor der Bar, an der Treppe — überall dort, wo vor gewöhnlichen Vorstellungen die Geräuschkulisse aus Murmeln und Gläserklirren besteht.

Inmitten dieses Ameisenhaufens im Foyer der Rheinoper stehen ein Mann und seine Tochter. Die fünfjährige Johanna, im roten Samtkleid und mit hoch gesteckten Haaren, tänzelt zögerlich um ihren Vater herum.

Mit einer Hand hält sie sich an seinem Bein fest, als suche sie Schutz vor den tobenden Kindern. „Eigentlich ist das Stück ab sechs, aber sie ist viel weiter und spielt bald Geige“, sagt Holger Laaks. Der Vater, der selbst oft in die Oper geht, meint: „Ich denke, das ist gut für ihre Entwicklung.“

Es ist kurz vor einer Aufführung von „Der gestiefelte Kater“, der Kinderoper nach Xavier Montsalvatge. Eine große Inszenierung mit Solisten — und fast immer ausverkauft. Schnell wird klar: Kinderoper soll keine Beilage des Spielplans sein. Besonders seit Intendant Christoph Meyer das junge Programm ausgebaut hat.

Seit der Spielzeit 2009/2010 feierten acht Kinder-Produktionen Premiere und die Rheinoper zählte seither mehr als 20 000 junge Zuschauer. „Es ist selbstverständlich, dass wir uns um die Jugend kümmern und ihnen neue Darstellungsformen abseits des Fernsehens zeigen, ihre Rezeptionsfähigkeit stärken“, sagt Meyer.

Und er gibt zu: „Natürlich wollen wir auch ein neues Publikum erschließen.“ Sein Konzept der „Oper für alle“ soll aufgehen. Dafür zeigt die Rheinoper auch außerhalb der Bühne Präsenz: Zwei neue Musiktheaterpädagoginnen bieten in Schulen Workshops und im Foyer Einführungen mit Spielaktionen an.

Eine von ihnen ist Maike Fölling. „Kinderopern sind nichts Neues, aber vor allem im Medienzeitalter dürfen sie nichts Abstraktes bleiben“, sagt sie. Auch die Lehrer, etwa von der Clara-Schumann-Musikschule, seien dankbar. „Wir erstellen unter anderem Lehrermappen und machen Rollenspiele mit den Kindern, die danach meist viel motivierter in den Musikunterricht gehen.“

Wenn es nach Intendant Meyer geht, könnte es noch mehr davon geben. „Drei Premieren jährlich wären toll“, sagt er. Die Resonanz sei groß, dennoch bleibe es auch eine Kostenfrage.

„Boah! guck mal“, sagt der 11-jährige Leon zu seinem Freund, als er in den Saal läuft. Dann bleiben ihre Blicke am Stuck hängen, am Bühnenvorhang, an den mit Gold verzierten oberen Rängen, die ihnen „wie im Schloss“ erscheinen. Es sind die Reaktionen des jungen Publikums, die auch die Darsteller reizen.

„Man weiß sofort, ob etwas ankommt“, sagt Theresa Kronthaler, kurz nachdem sie sich in der Maske zum Kater verwandelt hat. „Unsere Aussprache muss deutlicher sein, die Gesten größer — ein großer Spaß, den ich nicht missen will “, sagt sie.

Johanna und ihr Vater haben sich Sessel ganz vorne ausgesucht. „Hier sehe ich den Kater besser“, sagt die Fünfjährige. Der Vorhang geht auf, Musik ertönt — und hunderte Kinderaugen blicken gebannt zur Bühne.

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