Kiefernstraße 31: Rätsel aus Stein, Putz und Fassadenfarbe

Anstrich: Das Haus auf der Kiefernstraße 31 in Flingern zwingt zum Stehenbleiben. Seine Fassade ist ein übergroßes Kreuzworträtsel.

Düsseldorf. Ein Düsseldorfer Künstler mit fünf Buchstaben. Beuys. Klar. K11, zehn Buchstaben. Mhmm. Das ist schon schwieriger - zumindest, wenn man nicht auf der Kiefernstraße wohnt (Lösung: Frauenhaus, Kiefernstraße 11).

Die Straße ist für die Stadt mit dem Schickimicki-Image ein so rätselhaftes Phänomen wie die am Samstag fertiggestellte Fassade des Hauses Nummer 31. "K 31, das Rätselhaus", soll es fortan genannt werden. Das möchten zumindest die Bewohner so. "Die Fassade war bislang grau im Vergleich zu den meisten anderen hier in der Straße", sagt Thomas Golenia, der nicht nur in der K 31 wohnt, sondern auch den überdimensionalen Rätselentwurf geliefert hat.

Ursprünglich sollte der Entwurf eines Berliner Künstlers umgesetzt werden, dieser war jedoch zu teuer. Deshalb haben Golenia und die anderen Mietparteien das Projekt Fassade selbst in die Hand genommen. Ein Künstler ist Golenia nicht. Ein Lebenskünstler vielleicht. "Obwohl Beuys uns bestimmt Künstler nennen würde", sagt der Weinverkäufer zwinkernd. Soziale Plastik und so.

Einen guten Monat haben die Arbeiten an der Fassade gedauert. Die Fragen in den schwarz umrandeten Kästchen wurden untereinander abgestimmt. Natürlich sind auch politische darunter, obligatorisch für die Kiefernstraße.

Das Wort "Djihad" hat es dennoch nicht auf den Putz geschafft. "Einige fanden es politisch nicht okay, da haben wir es eben ausgetauscht", sagt Golenia. Ganz demokratisch. Die Fragen sollen allgemein verständlich und wertfrei sein - zumindest weitestgehend. Die Schablonen hat ein Bewohner angefertigt, der gelernter Drucker ist. So hat jeder seinen Beitrag geleistet.

Bei der Vernissage am Samstagabend legt Bewohner Yasin Cirak Platten auf dem Gehweg vorm Haus auf. Reggae und Dancehall-Bässe wummern durch die Straße, in Einkaufswagen werden leere Flaschen gesammelt. Hier gibt’s zur Ausstellungseröffnung Bier statt Schampus. Eine Insel zwischen Industriegebiet und Schickeria, ein Zusammenleben in den Häusern und auf der Straße.

"Das ist ein Mikrokosmos hier", sagt Golenia. Man müsse schon Lust auf dieses "Freaktum" haben. Er lebt gerne auf der Kiefernstraße und am Ende überwiegen die Vorteile für ihn ganz klar: günstige Mieten, gute Nachbarschaft. Nicht zuletzt: "Wo kann man sonst mitentscheiden, wie die Hausfassade aussieht?"

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