Karl-Valentin-Ausstellung: Der unverfilmte Ritter-Traum

Zum 125. Geburtstag von Karl Valentin zeigt das Filmmuseum den Münchener Komiker als Medienvisionär.

Karl Valentin lebt. Er verdreht die Augen und verzieht die Mundwinkel zur spöttelnden Grimasse. Zumindest eine Minute lang. Direkt im Eingang zur Sonderausstellung "Karl Valentin - Filmpionier und Medienhandwerker" im Filmmuseum erscheint dem Besucher der vor 125 Jahren in München geborene Tausendsassa. Zum Leben erweckt den Mann mit dem markanten Mienenspiel einer seiner Kurzfilme, der auf eine Valentin-Gipsbüste projiziert erstaunlich lebhaft erscheint.

Hunderte von Fotos, gezeichnete Storyboards, Schallplattenaufnahmen und seine Filme zeigen in der liebevoll zusammengestellten Schau vor allem eins: Karl Valentin war seiner Zeit voraus. Als Volkssänger stellte der gelernte Schreiner sich in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts auf die Bühnen Münchener Wirtshäuser.

Dort, wo andere zum bierseligen Schenkelklopfen animierten, entwickelte der schlacksige Mann seinen unsterblichen Wortwitz und setzte sich gekonnt in Szene. "Kunst kommt von Können, nicht von Wollen, sonst müsste es ja Wunst heißen", lautet eine seiner unvergessenen Wortspielereien. Seine Bühnenbilder glichen schon bald

wohlkomponierten Filmsets. Mit Liebe zum Detail und zahlreichen Requisiten richtete er seine Stücke ein. Die sarkastischen Sketche der "lebenden Karikatur" sollten nicht länger nur den Besuchern seiner Aufführungen vorbehalten sein. Schallplatten und Hörfunk waren Medien, die Valentin zu nutzen wusste. Mit Brecht drehte er den Stummfilm-Klassiker "Mysterien eines Frisiersalons". Doch der große Erfolg in der Filmbranche blieb aus. Es fehlte das Geld und das richtige Klima. Für einen Querkopf wie Valentin war unter den Nazis kein Platz.

"Er war ein Visionär", sagt Matthias Knop. Und genau darauf hat der Kurator das Augenmerk in dieser Austellung gelegt. Er konnte aus dem Vollen schöpfen, denn der Nachlass des Münchners liegt seit Jahrzehnten nahezu unberührt in der Theaterwissenschaftlichen Sammlung der Universität Köln im Schloss Wahn. Beide Städte haben sich bislang nicht wirklich den Schätzen des 1948 verarmt und vergessen gestorbenen Künstlers gewidmet.

Knop: "Valentin hat bereits das gemacht, womit Comedians heute Erfolge feiern." Die Zeit sei damals noch nicht reif gewesen. Auch nicht für seinen großen Traum, aus seinem Bühnenstück "Die Raubritter vor München" eine Monumentalverfilmung mit tausenden von Statisten auf dem Münchener Marienplatz zu schaffen.

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