Kunsthaus Kai 10 zeigt Österreichs freche Avantgarde

In dem Kunsthaus im Medienhafen sind Werke junger österreichischer Künstler zu sehen.

Kunsthaus: Kai 10 zeigt Österreichs freche Avantgarde
Foto: Roman März Courtesy Slg. Wilhelm Otto Nachf. © VG Bild-Kunst, Bonn 2015

Düsseldorf. Die Mäzenin Monika Schnetkamp ist mit ihrer Arthena Stiftung an der Kaistraße 10 ein Glück für Düsseldorf. Ihr Kurator Zdenek Felix durchbricht immer wieder die angepassten Programme der hiesigen Kunsthäuser, indem er längst berühmte Jungkünstler an den Rhein bringt. „Der Geist von Österreich“ nennt sich seine aktuelle Schau, die die These aufstellt, die Kunst des Nachbarn sei subversiver, doppeldeutiger, pfiffiger und verspielter als die hiesige Szene. Dabei wird endlich einmal in Düsseldorf Markus Schinwald (Jg. 1973) vorgestellt, der 2011 auf der Biennale in Venedig mit der Gestaltung des österreichischen Pavillons Furore machte. Er verfremdete den glasklaren Bau in eine Höhle.

Im Düsseldorfer Medienhafen setzt er eine gut gekleidete Marionette auf eine Wippe und lässt sie über einen einfachen Elektromotor hin und her wippen. Ein paar Schritte davon entfernt trifft man auf ein Paar klassischer schwarzer Stöckelschuhe, deren linker Teil leicht nach innen gebogen ist und ein Eigenleben führt. Diese Damen-Stöckelschuhe wirken, als müssten sie die körperlichen Fehlbildungen ihrer Trägerin besonders betonen. Sie wirken grotesk.

Mit Prothesen erweitert Schinwald auch die Malerei. Er holt sich Ölbilder vom Flohmarkt, restauriert sie liebevoll, um ihre Porträts anschließend zu malträtieren. Es ist, als ob dem einen Gesicht die Nase künstlich zugehalten wird, während dem anderen Gesicht der Heiligenschein abrutscht. Vom Trödelhändler stammen auch Kupferstiche oder Radierungen, mit denen Schinwald seine Späße treibt. Er implantiert in die Gesichter sanft sadistische Blickfallen, Bartbinden, Pflaster und Stäbe für die Nasen- oder Kinnpartie. Alltag, Literatur, Comic, Psychologie und das Kino kommen als Inspirationsquellen hinzu.

Gelatin ist eine Künstlergruppe mit Ali Janka, Wolfgang Ganter, Tobias Urban und Florian Reither, die schon als Kinder miteinander gespielt haben. In Gießharz kippen sie ihren Verschnitt aus Mondrians Suprematismus, Isa Genzkens goldene Zierleisten und allerhand dekorativen Plunder, um daraus eine Hochglanz-Ästhetik für den Nippes-Tisch zu machen. Sehr schön sind ihre anthropomorphen Monster aus farbenfroher Fingerknete.

Berühmt ist die Gruppe Gelatin vor allem durch ihre Performances. Am 19. Januar 2016 will sie um 19 Uhr jedermann zu einem solchen Ereignis in den Malkasten an der Jacobistraße einladen. Das kann interessant werden. Denn die Viererbande sorgte schon 2000 im damals noch existierenden New Yorker World Trade Center für Aufsehen. Sie ersetzte ein Fenster in einem der oberen Stockwerke durch einen vorgebauten Balkon und ließ sich dort oben im Adamskostüm von einem Helikopter aus fotografieren.

Dritter im Bunde ist Franz Graf (60), der diverse Bilder, Zeichnungen, Tuschen und Drucke von Malern wie Ferdinand Hodler und von Filmern zu einem neuen Ganzen fügt.

Zur Finissage am 20. Februar führt Zdenek Felix um 14 Uhr durch die Ausstellung, anschließend gibt es Kaffee und Wiener Apfelstrudel.

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