Kai 10:Bunter Übergang ins Jenseits

Im neuen Ausstellungshaus im Hafen inszenieren Markus Selg und Astrid Sourkova die Ausstellung „Der müde Tod“.

Düsseldorf. Es ist erstaunlich, dass in unserer auf das Jetzt fixierten Welt zwei junge Künstler aus Berlin das biologische Ende des Lebens thematisieren, oder genauer, sich mit dem Film "Der müde Tod" von Fritz Lang auseinandersetzen.

In den Räumen von Kai 10 im Medienhafen macht der Verlust des Lebens allerdings nicht "müde", und es handelt sich auch nicht um einen stummen, schwarz-weißen Film, sondern um ein buntes Bühnenpanorama.

Der Parcours durch die Ausstellung endet in einem fast kitschigen bis pathetischen Video von Markus Selg und im göttlichen Gesang Jessye Normans aus Wagners "Tristan und Isolde".

Das Konzept für das Gesamtkunstwerk wurde von dem Berliner Zdenek Felix mit den Künstlern Astrid Sourkova und Markus Selg entwickelt. Sourkova und Selg leben und arbeiten zusammen und betätigen sich als Regisseure und Bühnenbildner, die selbst ausstellen und zugleich Kollegen ins Boot holen.

Aus Fritz Langs Film über ein Liebespaar, das in der Begegnung mit dem Tod die eigene Ohnmacht erkennt, entwickeln sie statische Bilder. Der Besucher trifft auf Objekte, Bühnenbilder, Zeichnungen, "Trauernde" aus Stroh und bemaltem Gips oder ein Bühnenmodell vom betrunkenen Drachengott. Er schreitet durch ein scheinbar aztekisches Tor und stößt auf die "Kleine Sinnende", den Abguss einer Lehmbruck-Skulptur. Das alles wirkt recht zufällig zusammengewürfelt.

Dennoch ist die Ausstellung ein Gewinn. Immer, wenn Künstler kuratieren, gibt es Entdeckungen. Astrid Sourkova stellt sich blendend im eigenen Werk dar. Sie ist eine grandiose Zeichnerin, die sich auf Albrecht Altdorfers Schlachtenbilder, den Prager Expressionismus und die Heiligen von der Karlsbrücke bezieht und sich bis zu mexikanischen Tiersymbolen durcharbeitet.

Zugleich beweist sie, dass sie mit einer Keramik in Form einer islamischen Architektur ein kleines Meisterwerk geschaffen hat. Sie findet in Dominic Woods einen kongenialen Tusche-Zeichner.

Schon auf der Art Cologne fiel Andrew Gilbert in der Galerie Bracke auf, jetzt tritt der Schotte mit einer theatralischen Inszenierung hervor, in der er die Kolonialzeit der Briten glossiert. Ein Stoffbalg als Kommandant bekommt künstliches Haar aus einem Afro-Shop aufgesetzt. Die Trophäe zu seinen Füßen wirkt wie die zum Opfer dargebrachte Kunst der Einheimischen. Getragen wird dieser Popanz von Puppen in rot angepinselten Soldaten-Uniformen.

Eine interessante Inszenierung. Ob man sie unbedingt mit dem Tod in Verbindung bringt, sei dahingestellt. Dasselbe gilt für Bernhard Lehners Totems mit aufgespießtem Kruzifix. Der kreative Blick ins Jenseits gleicht oft einem Potpourri.

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