Kabarett-Heimspiel mit Bonanza-Ritt und Heavy Metal

Benefizauftritt: Jens Neutag hatte zugunsten des Obdachlosenmagazins Fifty-Fifty Düsseldorfer Comedians mobilisiert.

Düsseldorf. Wie man einen ganzen Saal dazu bekommt, albern zu winken? Der Vokalgruppe "Waschkraft" gelingt dies beim 2. Düsseldorfer Kabarett-Heimspiel im Zakk vergleichsweise mühelos. Vermutlich auch, weil die vier Sänger die rund 350 Besucher schon mit einem Bonanza-Ritt auf Stühlen aufgelockert haben. Weiterhin nicht ganz unschuldig dürften die anderen Kabarettisten und Quatschmacher aus dem Düsseldorfer Raum sein, die am Sonntagabend in den vorangegangenen zwei Stunden ihren Beitrag zur Benefizveranstaltung zugunsten des Straßenmagazins "Fifty-Fifty" geleistet haben. Da ist beispielsweise Jens Heinrich Claassen, der sich scheu winkend hinter sein E-Piano klemmt und über das Leben als Single sinniert. Seine griesgrämige Ode an Spieleabende hebt früh die Stimmung, nur übertroffen von seiner Schilderung eines Hausumbaus durch TV-Bulldozerin Tine Wittler.

Auch Volker Diefes avanciert nach schwachem Anfang zum weiteren Höhepunkt, als er zu Rammsteins martialischem Sound ein Hohelied auf "Nacktes Fleisch" anstimmt. Thematisch geht es bei ihm um’s Grillen, wobei er gern und oft seinen eigenen Bauchspeck präsentiert.

Die Magical Harmonists können da nicht mithalten, ihre Mischung aus Gesang à la Comedian Harmonists und Zaubertricks ist zwar originell, aber leider schwächeln die Fünf in der Ausführung. Ebenfalls nicht überzeugen kann "Dat Rosi" Sabine Wiegand. Zu deutlich ist die Ähnlichkeit zum Outfit einer Cindy aus Marzahn.

Der bekennende Walldorf-Schüler Horst Fyrguth, dem im Kaufhaus jüngst eine Dunstabzugshaube anstelle eines Deos empfohlen wurde, holt aber anschließend wieder wunderbar Skurriles aus seinem pädagogisch fragwürdigen Nähkästchen. So durfte in seiner Kindheit nicht einmal dunkle und helle Wäsche getrennt werden, so etwas fördere nur Rassismus.

Den Abend schließen die anfangs erwähnten "Waschkraft", die das ausgelassene Zakk erst mit vokalem Heavy Metal aufmischen und später zu Mitmach-Aktionen animieren können. Viel Applaus für die Künstler, das 3. Heimspiel dürfte Formsache sein.

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