Junge Maler mit politischem Gespür

Die Klasse von Peter Doig zieht die meisten Talente unter den Malern heran. Viele Studenten kommen aus dem Ausland zu ihm.

Düsseldorf. In der Malerakademie wird an allen Ecken und Enden zum Pinsel gegriffen. Dennoch haben es die Farbkünstler schwerer, mit verträumten Landschaften oder Louis XVI-Sesseln ihren eigenen Weg zu finden. Sie zitieren feuerspeiende Narren, Lügenbarone und eitle Bischöfe mit wasserfesten Tintenstiften.

Und zuweilen vergreifen sie sich sogar an Vorbildern wie Caravaggio. Das gilt etwa für den Deutsch-Italiener Vittorio Zambardi, der den ungläubigen Thomas in die Wunde Jesu fassen lässt und das kolossale Altarbild fast in eine Liebesgeschichte zweier junger Männer verwandelt (Brandl).

Als wichtigste Malerklasse gilt derzeit die von Peter Doig. Der Star der Szene, der aus Trinidad einfliegt, lockt Talente wie ein Rattenfänger an. Der Amerikaner Joe M. Sracic hatte seine Fähigkeiten schon unter dem inzwischen verstorbenen Jörg Immendorff bewiesen.

Nun entfaltet er souverän seinen Gedankenreichtum und sein politisches Gespür in großen Panoramen. Immer spielt dabei sein Alter Ego die Hauptrolle, als Segler mit der Leinwand im Arm oder als Porträtist von Obama, in dessen Figur Joe eine Chance für die Zukunft sieht.

Neben ihm wächst als nächstes Talent Luka Kurashvili aus Georgien heran. Luka ist erst seit kurzem in der Runde, doch seine surrealen Situationen von Menschen, die aus New Yorker Hochhäusern oder von steilen Gefängnis-Wänden abrutschen, sind schaurig schön. Florian Meisenberg hat unterm Dach so viele poesievolle Großformate produziert, dass er ein Bilderlager bereithält, um jeden Tag ein neues Werk aus dem Stapel hervorzuziehen.

In der Anzinger-Klasse, wo sich 36 Studenten die Räume teilen müssen, greift Tutor Dejan Spasovski zu handtellergroßen Formaten, um mit dicken oder dünnen Pinseln phantastische Landschaften und Menschengesichter zu skizzieren, balancierend zwischen Abstraktion und Figuration. Entdeckungen gibt es auch bei TalR.

Hier wächst eine Kunst heran, die konzeptuell und malerisch sein kann. Katharina Buschmanns Landschaften sind Gesichter aus Bergen und Tälern, die sich zusammenziehen. Es sind Sinnbilder ihrer eigenen Innenwelt.

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