Konzert in der Tonhalle  Jugendorchester mit lebendigem Konzert

Düsseldorf · Das Jugendsinfonieorchester unter Leitung von Ernst von Marschall beschloss seinen Beethoven-Zylus mit der 6. Sinfonie („Pastorale“).

 Gespannte Aufmerksamkeit im Jugendsinfonieorchester der Tonhalle.

Gespannte Aufmerksamkeit im Jugendsinfonieorchester der Tonhalle.

Foto: Susanne Diesner

Beethovens Sinfonien, vor allem die populären, zu denen die Sechste mit dem Beinamen „Pastorale“ gehört, mögen noch so viel gespielt und oft gehört sein: Im jüngsten Konzert des Jugendsinfonieorchesters (JSO) der Tonhalle gab es Neues zu entdecken. Das nicht live gespielte, sondern in Bild und Ton aufgezeichnete Konzert wurde nun ins Netz gestellt. Und doch besitzt die Produktion den lebendigen Charakter eines Livestreams.

Neu war zunächst einmal Beethovens Idee, einer Sinfonie ein Programm zugrunde zu legen – was bei der Uraufführung im Jahre 1808 übrigens auf ein geteiltes Echo stieß. Heutige Hörer sind durch das Repertoire des 19. und 20. Jahrhunderts an musikalische Illustrationen gewöhnt. Nicht so Beethovens Zeitgenossen. Ein Stück von der ursprünglichen Experimentierlust in Beethovens Sinfonie ist der Darbietung durch das JSO anzumerken. Dirigent Ernst von Marschall ist dafür bekannt, jungen Musikern bei den Proben alle Details der Partitur mit viel Geduld und Vermittlungsfreude nahezubringen. Dass dies auf fruchtbaren Boden fiel, spürt man an der Spielweise der Orchestermusiker im Teenager-Alter.

Von der heiteren Empfindung bei der Ankunft auf dem Lande über die Vogelrufe und Gewitterszene bis zum Dankesgesang der Hirten nach überstandenem Unwetter ist die Interpretation von Entdeckerfreude gekennzeichnet. Zwar spielen Berufsorchester routinierter und treffsicherer, doch manchmal auch etwas zu kühl und glatt. Mag hier nun die eine oder andere technische Hürde mit leichten Kratzern überwunden worden sein – der Facettenreichtum des Musizierens wiegt all das mehr als auf. Auch das relativ gemächliche Tempo langweilt nicht, sondern holt viele spannende Einzelheiten ans Licht.

Das Konzert beginnt mit einem Highlight eigener Art: dem Blechbläserquintett Nr. 5 von Samuel Scheidt (1587–1654), der ein Jahrhundert vor Händel in Halle an der Saale geboren wurde. Die fünf jungen Blechbläser (zwei Trompeten sowie Horn, Posaune und Tuba) spielen das Stück mit Esprit in den festlich-beschwingten Sätzen und klanglich nobel in den Abschnitten, die klingen wie eine langsame Chormotette der Renaissance.

Ein ernstes Intermezzo bildet die Maurische Trauermusik c-Moll Wolfgang Amadeus Mozarts. Auch in diesem nicht häufig gespielten Stück zahlt sich eine sorgfältige Probenarbeit aus. Das Orchester bringt in der online archivierten und noch für eine Weile abrufbaren Videoproduktion die Melancholie, die Mozart selten so offen zeigt wie hier, mit feiner Empfindsamkeit zum Ausdruck.

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