Johanna Boeck-Heuwinkel Die neue Kanzlerin stellt sich vor

Düsseldorf · Die Juristin Johanna Boeck-Heuwinkel tritt kein leichtes Erbe an. Aber sie hat Gestaltungswillen und Freude daran. So  plant sie, die Verwaltung und die Digitalisierung am Eiskellerberg weiter auszubauen.

 Johanna Boeck-Heuwinkel ist seit Anfang Mai die erste Kanzlerin der Kunstakademie Düsseldorf.

Johanna Boeck-Heuwinkel ist seit Anfang Mai die erste Kanzlerin der Kunstakademie Düsseldorf.

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Sie tritt kein ganz leichtes Erbe an: In der Vergangenheit gab es nicht selten Unruhe, unheilige Allianzen und Querelen an der Düsseldorfer Kunstakademie. Mit Kanzler Jörn Hohenhaus, der im Jahr 2017 antrat, und Rektor Karl-Heinz Petzinka, der im kommenden Sommer nach vier Jahren zur Wiederwahl ansteht, wurden die Wogen allerdings deutlich geglättet, Abläufe versachlicht und befriedet. Jurist Hohenhaus hatte es nun Anfang des Jahres beruflich aus der Landeshauptstadt weggezogen. Und seinen Platz hat nun erstmals in der Geschichte der Kunstakademie eine Frau eingenommen.

Wenige Tage erst ist Johanna Boeck-­Heuwinkel da, das geräumige, aber piefige Kanzlerinnenzimmer wird sie jedoch noch persönlicher gestalten, verspricht sie. Der prächtige Blumenstrauß kommt von den Kollegen, die ihr das Ankommen leichter machen wollten, denn auch für sie ist ein Jobwechsel mitten in Corona-Lockdown-Zeiten eine ganz besondere Herausforderung. Besonders gefreut habe sie sich auch darüber, dass ihr NRW-Ministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen die Ernennungsurkunde persönlich überreicht hat. Überhaupt ist Freude ein Wort, das die großgewachsene gebürtige Rostockerin häufig und gerne benutzt, um ihren Wechsel aus der Welt der Technik in die der Kunst zu beschreiben.

Die Stellenausschreibung war ihr wie ein Fingerzeig im Leben vorgekommen. Den Wechsel an eine der renommiertesten Kunstakademien in Deutschland empfinde sie als Beglückung. In den vergangenen Wochen hat sie bereits an Sitzungen der Verwaltung teilgenommen und festgestellt, dass ihr der Vorgänger eine gut bestellte wie behutsam modernisierte Verwaltung übergeben hat. Die Abteilungsleitungen seien fachlich ideal besetzt, sagt sie.

Kunstliebhaberin, aber
keine Expertin

Eine Kunstexpertin ist sie nicht, das gibt sie offen zu. Aber sie genießt und liebt die Kunst. Zuletzt hat sie in München in einem sehr technischen Umfeld mit Mikroskopen und Flugzeugen gearbeitet. Da habe es sie dringlich und regelmäßig zur Kunst hingezogen, einmal in der Woche hat sie Museen und Galerien in der bayerischen Landeshauptstadt durchstreift. Und eine Erfahrung gemacht, die sie mit vielen teilt: „Wir erleben es gerade in der Pandemie: Was besonders fehlt, ist die Kunst“, sagt sie.

Das faktische Nichtangebot von Aufführungen und Ausstellungen führe zu Vereinsamung und Traurigkeit in der Gesellschaft. Deshalb seien die Aufgaben der wenigen Kunstakademien im Konzert der wissenschaftlichen Universitäten besonders ernst zu nehmen, da diese die wichtigsten Ursprungsorte von Kreativität sind, was der gesamten Gesellschaft zugutekommt. Die Kunstakademie Düsseldorf, die der ehemalige Rektor Markus Lüpertz treffend eine „Geniebude“ nannte, sei von ihrem Selbstverständnis her ein Garant von größtmöglicher Freiheit. Das weiß Boeck-Heuwinkel als in der ehemaligen DDR Geborene besonders zu schätzen.

Mit Rektor Petzinka (65) bildet sie das Führungsduo der Akademie, dessen Aufgabenteilung vorsieht, dass der Rektor für alle Fragen der Kunst da ist, die Kanzlerin für die Organisation des Betriebs und für die Finanzen. „Im Idealfall wird man auf der gleichen Welle surfen“, sagt Boeck-Heuwinkel. Je besser und enger die beiden zusammenarbeiten, desto weniger Reibungsverluste ergeben sich. „Auch Verwaltung kann man gestalten“, sagt die 49-Jährige.

Das Thema Administration ist seit Studienzeiten ein zweites Standbein von Boeck-Heuwinkel, die außerdem eine kaufmännische Ausbildung gemacht hat. „Recht und Ordnung müssen gelten, das ist natürlich vorrangig“, sagt sie. „Aber eine gut gehende Administration ist geräuschlos. Denn sie darf nie Selbstzweck sein.“ Sie habe regelrecht Freude daran, Verwaltungen zu beleben, den Dienstleistungsaspekt zu betonen und den Servicegedanken auszubauen. In ihrem Leben sei ihr Blick stets nach vorne ausgerichtet, daher sei sie auch nicht Rechtsanwältin geworden. In Kanzleien müsse man zurückschauen, was geschehen ist. Ihr Gestaltungswille richtet sich auf Zukünftiges.

Was das in Düsseldorf sein kann? Das, womit Petzinka und Hohenhaus schon begonnen haben: der Ausbau eines W-Lan-Netzes und die Vernetzung aller Studierenden über eine zentrale E-Mail-Adresse. Die Digitalisierung schwächelt seit jeher an der Akademie und dürfte jetzt auf einem guten Weg sein.

Johanna Boeck-Heuwinkel ist eine begeisterte Sportlerin, bald schon wird sie sicher – wie der Rektor auch – mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen. Als ihr leidenschaftlichstes Hobby bezeichnet sie ihre Tochter Matilda, die die Freude der Mutter teilt, in der Kunst- und Mode­stadt Düsseldorf angekommen zu sein.

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