Jiddisch-Kongress an der Uni

Jiddistik ist ein Exotenfach. Es erforscht keinen Dialekt, sondern eine 1000Jahre alte Kultur.

Düsseldorf. Nur ganz selten kommen Studenten, die das Jiddische schon zu Hause gelernt haben. Auch Heinrich Heine kannte nur noch einige wenige Worte der Sprache, von der viele meinen, sie sei eine Art Dialekt, den Juden untereinander sprechen.

"Jiddisch ist nicht Deutsch, dem man ein paar hebräische Wörter beigemischt hat", sagt Marion Aptroot. Sie ist Professorin am Lehrstuhl für Jiddische Kultur, Sprache und Literatur und arbeitet nicht zuletzt auch gegen Vorurteile.

Gerade hat sie mit einem Kollegen das Buch "Jiddisch, Geschichte und Kultur einer Weltsprache" herausgegeben, im Oktober findet an der Heinrich-Heine-Universität ein Symposium statt, das die aktuelle jiddische Poesie ebenso ins Zentrum rückt wie neue sprachwissenschaftliche Erkenntnisse.

Im Zentrum jedoch steht hier wie auch im Studium die Frage danach, welche Rolle das Jiddische als Identitätsstifter spielte und heute noch spielt. "Es gibt kleine Sprachinseln in Antwerpen und Nordlondon und größere in den USA", sagt Aptroot.

In Düsseldorf sind es Ausnahmen, die das Jiddische beherrschen, zum Beispiel Mitglieder der Jüdischen Gemeinde, die aus den Gebieten der ehemaligen Sowjetunion stammen.

Die Vortragenden, die an dem Symposium teilnehmen, kommen aus der ganzen Welt, jedoch musste Aptroot auch einige Absagen hinnehmen. "Es gibt jüdische Kollegen, die würden nie nach Deutschland kommen."

Unter ihren Studenten hingegen sind auch junge Menschen aus Israel. Vor acht Jahren ist das Institut für Jüdische Studien mit der Abteilung für Jiddistik von Duisburg an die Heinrich-Heine-Universität verlegt worden. Deutschlandweit gibt es nur zwei Hochschulen, die Jiddisch anbieten: Trier und Düsseldorf.

Jiddisch ist ein Exotenfach. Pro Jahr fangen fünf bis zehn Studenten in Düsseldorf an, die wenigsten sind Juden, sondern schlichtweg an der 1000 Jahre alten Sprache interessiert. Sie kombinieren Jiddistik mit Geschichte oder Germanistik und arbeiten später in der Forschung.

Zurzeit bereiten Studentinnen eine Ausstellung jiddischer Kinderbücher vor. Sie wird Anfang Oktober zum Symposium (4. bis 6.Oktober) eröffnet. Beide Veranstaltungen stehen Wissenschaftlern wie Nichtwissenschaftlern offen.

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