Japanische Kultur in Düsseldorf Nippon-Flair im Alltag Düsseldorfs

Düsseldorf · Der Japan-Tag ist ein festes Ritual der rheinisch-japanischen Freundschaft. Aber auch jenseits des Festes finden sich Orte der asiatischen Kultur.

 Künstler Makoto Azuma zeigte 2008 im NRW-Forum einen Bonsai-Baum, der in einem Drahtgestell hing.

Künstler Makoto Azuma zeigte 2008 im NRW-Forum einen Bonsai-Baum, der in einem Drahtgestell hing.

Foto: picture-alliance/ dpa/Franz-Peter Tschauner

An der Rheinuferpromenade Kimonos anprobieren, sich die japanische Blumensteckkunst Ikebana erklären lassen, Dorayaki (gefüllte japanische Pfannkuchen) oder Sake-Reiswein kosten, auf dem Johannes-Rau-Platz japanische Kampfkünste wie Judo, Karate oder Aikido live erleben, am Mannesmannufer dem Cosplay-Modenschau-Wettbewerb beiwohnen, auf dem Burgplatz der Jazz-Band Kurofune lauschen, die Klänge der nordjapanischen Langhalslaute Tsugaru-Shamisen mit Shima-uta – südjapanischen traditionellen Gesängen der Amami-Inseln – verbindet, im EKO-Haus der Japanischen Kultur die Geburt des Begründers des Shin-Buddhismus, Shinran Shonin feiern oder an einer Tee-Zeremonie teilnehmen, im Hetjens-Museum durch die Sammlung japanischer Keramiken spazieren, in der Black Box im Filmmuseum Filme von japanischen Künstlern aus der rebellischen Punk-Zeit von 1977-1990 anschauen, sich in der Japanischen Internationalen Schule in der  Kunst des Papierfaltens Origami versuchen, im Stadtmuseum seinen Namen in Katakana schreiben lernen oder spätabends entlang der Rheinuferpromenade das „Feuerwerks-Kino“ von Hideki Kubota beobachten. Einen Tag lang wirkt Düsseldorf so, als läge es  im Land der aufgehenden Sonne. Viele Vertreter der Japanischen Gemeinde – darunter viele ehrenamtliche Helfer des Japanischen Clubs Düsseldorf –  lassen das Nippon-Flair aufleben.

Der Japantag, der eigentlich „Deutsch-japanisches Kultur- und Begegnungsfest“ heißt, ist in der Rhein-Metropole längst zum festen Ritual avanciert. Ein Ritual der rheinisch-japanischen Freundschaft. „Wir Japaner fühlen uns sehr wohl in Düsseldorf. Das verdanken wir der zuvorkommenden Haltung der hiesigen Bevölkerung und der hiesigen Verwaltung. Daher möchten wir einmal im Jahr unsere Dankbarkeit zeigen und den Deutschen die japanische Kultur näherbringen“, sagt Konsul Shinsuke Toda vom Japanischen Generalkonsulat Düsseldorf. Auch OB Thomas Geisel verweist auf die enge Freundschaft zwischen Düsseldorf und Japan. Er wird sie bekräftigen, wenn er am Japantag einen Partnerschaftsvertrag mit der Präfektur Chiba unterzeichnen wird.

Auch wenn es zu salbungsvoll klingen mag, doch die Geschichte zwischen Düsseldorf und Japan ist eine Geschichte der Freundschaft, eine Geschichte des erfolgreichen interkulturellen Zusammenlebens. In der Rhein-Metropole ist die drittgrößte japanische Gemeinde Europas zu Hause, nach London und Paris. Mit eigenem Viertel rund um die Nippon-Meile auf der Immermannstraße,  wo sich neben japanischen Büros, Banken, Hotels, Bars und Lokalen auch Lebensmittelläden finden, die sich am japanischen Geschmack orientieren. 7600 Japaner leben derzeit in der NRW-Landeshauptstadt, Tendenz steigend. Etwa 400 japanische Unternehmen sitzen in Düsseldorf, allein in den letzten drei Jahren kamen rund 50 Firmen aus dem fernöstlichen Inselreich dazu, so Shinsuke Toda.

Doch warum fühlen sich die Japaner gerade in Düsseldorf so wohl? Die Geschichte der japanischen Community reicht etwa 70 Jahre zurück. in den 1950er Jahren wollte Japan seine Wirtschaft ankurbeln und suchte nach einem idealen Standort in Europa. In dem ostasiatischen Land herrschte ein hoher Bedarf an Stahl. Die Spezialisten der japanischen Stahlindustrie haben Düsseldorf für ihre Aktivitäten auserkoren, dank optimaler Infrastruktur: Am Rhein gelegen – über den der Stahl mit Schiffen transportiert werden konnte, benachbart mit dem Ruhrgebiet, das vom „Pulsschlag aus Stahl“ lebte, und unweit der damaligen Bundeshauptstadt Bonn – für Geschäftsvorhaben ist die Nähe zur Regierungszentrale immer wichtig.

Die japanischen Geschäftsleute brachten ihre Familien mit. Nach und nach siedelten sich Supermärkte, Restaurants, Ärzte, Friseure, Banken oder Buchläden an – die japanische Infrastruktur in Düsseldorf wuchs und wuchs und immer mehr Unternehmer aus dem Inselstaat im Pazifik zogen nach.

Konsul Toda verweist aber auf einen weiteren wichtigen Grund, warum sich Japaner in Düsseldorf so heimisch fühle: die rheinische Mentalität: „Sie entspricht sehr der japanischen Mentalität. Wir sind ein sehr fröhliches Volk.“

Als Zeichen der Dankbarkeit für die Gastfreundlichkeit der Rheinländer schuf die japanische Gemeinde auch viele Kultur-Stätten in Düsseldorf. 1975 etwa legte Iwaki Ishiguro einen japanischen Garten im Nordpark an: Ein Lustgarten mit Teich, Wasserfällen, Brücken, Bänken, Steinlaternen, Hügel, Kiefern und japanischem Fächerahorn.

In Niederkassel hat der Unternehmer Yehan Numata (1897-1994) die „Buddhist Promoting Foundation“ gegründet und einen buddhistischen Tempel errichten lassen: das EKO-Haus der Japanischen Kultur, mit Glockenturm, einem traditionellen japanischen Holzhaus, Kindergarten, Bibliothe,  Seerosenteich, Stein- und Zen-Garten. Numata wollte den Buddhismus bekannter machen, dementsprechend wird diese Religion im EKO-Haus ausgeübt. In der gemeinnützigen, kulturellen Einrichtung am Brüggener Weg finden aber auch Ausstellungen, Konzerte und Kurse statt, etwa zum Blumenstecken, zur Schönschreibkunst, zu Teezeremonien oder zur Meditation.

Skurriles Highlight japanischer Kultur: das Bonsai-Museum

Ein weiteres, skurril anmutendes Highlight der japanischen Kultur in Düsseldorf: das Bonsai Museum an der Hammer Dorfstraße. Quer durch das Freiluftmuseum führt ein Lehrpfad zur Geschichte, Philosophie, Wuchsformen, Gestaltungstechniken und Pflege der Miniatur-Bäume. Über 100 Bonsai-Arten formen einen Mini-Wald. Ahorn, Kiefer, Apfelbaum oder Fichte sehen als Bonsai ganz anders als ihre hochgewachsenen „Geschwister“.

Der japanische Künstler Makoto Azuma verwandelte einen Bonsai-Baum gar in eine Skulptur, er hängte ihn in ein Drahtgestellt. Das Werk war 2008 bei der Ausstellung „Botanical Sculpture“ im NRW-Forum zu sehen.

Auch besuchenswert: die Galerie André Kirbach im japanischen Viertel an der Klosterstraße 60. Neben Ausstellungen zeigt Kirbach alte und moderne Keramiken, Kalligraphien oder Objekte japanischer Volkskunst. Fans von japanischer Literatur, Mangas oder Kunstbüchern werden im Book Store Nippon an der Immermannstraße 53 fündig.

Aber auch japanische Künstler hinterlassen in Düsseldorf ihre Spuren. Seit den 1990er Jahren studieren sie an der Kunstakademie und versuchen ihr Glück, wie der Maler Takeshi Makishima mit seinen wundersamen Bildern (siehe das Porträt von Helga Meister unten). Nicht zuletzt lassen sich japanische Musikstudenten von ihrer Liebe zur deutschen klassischen Musik – Beethoven, Schubert und Schumann sind besonders beliebt – an die Robert-Schumann-Hochschule führen. Ein bisschen wie in Japan fühlt es sich in Düsseldorf also auch jenseits des Japantags an.

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