Jane Birkin singt die Lieder ihrer Liebe

Die Sängerin widmet den Chansons von Serge Gainsbourg einen Abend im Savoy Theater. Eine charmante Begegnung.

Düsseldorf. Jane Birkin und Serge Gainsbourg sind Ende der 60er Jahre das Pariser Kult-Liebespaar schlechthin. Die Engländerin ist jung, erst 23 Jahre alt, und schön, Gainsbourg längst ein erfolgreicher Komponist und Sänger und mit damals 41 Jahren bereits gezeichnet von seinen Alkoholexzessen.

Elf Jahre lang sind sie unzertrennlich, haben eine gemeinsame Tochter, Charlotte, die heute eine bekannte Schauspielerin ist und aktuell in dem Film Lars van Triers „Melancholia“ mitwirkt. 1981 trennt sich Jane Birkin von Serge Gainsbourg, und doch bleiben sie einander bis zum Tod des Musikers 1991 eng verbunden. Angeblich war es Birkin, die an jenem 2. März den Rettungsdienst alarmierte, nachdem sie Serge in seiner Wohnung in der Pariser Rue Verneuil nicht erreichen konnte.

Die meisten Besucher, die am Mittwochabend zum Konzert „Jane Birkin sings Serge Gainsbourg“ ins Savoy Theater gekommen sind, dürften die Geschichten kennen, die sich um das Paar ranken. Und da ist es eine schöne Überraschung, dass die Sängerin auf jegliche Hits im Stil von „Je t’aime“ verzichtet und stattdessen die — zumindest in Deutschland — weit weniger bekannten Chansons wie „Ah melody“, „Requiem pour un con“ und „Les amours perdues“ vorträgt, die obendrein neu arrangiert sind.

Birkin hat ihre aktuelle Tournee „Via Japan“ genannt und für ihre Konzerte ausschließlich junge Musiker aus Tokio engagiert. Ein Zeichen, sagt sie, wolle sie setzen nach der Reaktor-Katastrophe von Fukushima. Mit Geige, Trompete, Klavier und Schlagzeug ist es beinahe eine Kammerorchesterbesetzung, mit der sie nun in der ganzen Welt unterwegs ist.

Es ist ein leiser Abend, Stimmgewalt war nie die Sache von Jane Birkin. Wenn sie singt, berührt sie, trifft aber nie mit voller Wucht. Man hat beinahe den Eindruck, sie atme die Chansons aus und schicke ihren Worten einen Hauch Musik hinterher.

Ganz und gar unprätentiös präsentiert sich die 66-jährige Birkin in Cordhose und Strickjacke auf der Bühne. Alle Falten sind da, wo sie hingehören und nirgends eine Spur von Botox. Hin und wieder gibt sie kleine Einführungen zu den Chansons, die immer mit „Serge“ zu tun haben, der sie ja alle für sich oder für sie geschrieben hat. Und so erzählt sie von dem letzten Album „Amour des feintes“, das wenige Monate vor seinem Tod entstand, und von Stücken, die sie schon als junge Frau sang, die ihr aber nie gefielen. Dabei lächelt sie charmant und fast ein bisschen schüchtern, so dass man sich sehr gut vorstellen kann, wie der meist mürrische Gainsbourg ihr Nein einfach ignorierte.

Das Publikum ist begeistert von einer liebenswürdigen Sängerin, die immer wieder den Kontakt zu ihren Gästen sucht. Da verzeiht man es ihr, dass sie die hohen Töne einfach nicht trifft. Im Übrigen hat auch der große Gainsbourg seine Stimme nur mäßig beherrscht, wenn er mal wieder ein Glas zu viel getrunken hatte.

Jane Birkin verabschiedet sich nach eineinhalb Stunden mit drei Zugaben, darunter das wunderbare Stück „La chanson de Prévert“. Die Besucher feiern sie und einen schönen Abend.

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