Kultur Kompakt Ein Jongleur, der mit der Berg- und Talfahrt spielt

Düsseldorf · Jan Pleitner bei Achenbach Hagemeier.

 Jan Pleitner vor einer bemalten Stele in der Galerie Achenbach Hagemeier.

Jan Pleitner vor einer bemalten Stele in der Galerie Achenbach Hagemeier.

Foto: Helga Meister

Jan Pleitner, Jahrgang 1984, war Assistent bei TAL R in Kopenhagen, der malte, collagierte und Früchte abgoss, um sie zu Stelen zu verarbeiten. Er studierte aber auch bei Jörg Immendorff, den er bewundert. Er selbst gilt als Netzwerker. Er kuratierte einen Stand an der Art Cologne und schleuste all seine Freunde ein, obwohl dies gar nicht erlaubt war. Und er schaffte es vor zwei Jahren, als er einen angekündigten Besuch vergessen hatte, binnen zweier Stunden so flott zu malen, dass sein Atelier voller Bilder war. Ein Tausendsassa also.

Dennoch wäre es falsch, ihn als Malerschwein zu bezeichnen. Dazu geht er zu raffiniert vor, thematisiert die Kunst in Serien, arbeitet mit verschiedenfarbigen Untermalungen und findet dank dieser Imprimatur einen differenzierten Charakter von Oberflächen. Diverse Untergründe blitzen auf, an denen er bewusst dezent oder frei gemalt hatte, so dass diese Stellen mal aufgekratzt oder mal verborgen unter den dunklen Schichten liegen. Es entsteht ein spannender Dialog mit Untergrund und Oberfläche. Farben springen hervor, bevor sie nebenan wieder verschwinden. Zuweilen ist es ein bengalisches Licht, das aus der Dunkelheit hervorzuschimmern scheint.

Er grundiert Schrankrückwände und Holzplatten schichtweise mit Acrylbinder Primal, auf das er schwört, weil die Farbe flexibel bleibt. Er rechnet den Arbeitsprozess vor: Jede Schicht braucht 30 Minuten zum Trocknen, macht vier Stunden für acht Schichten. Anschließend wird die Farbe aus der Tube mit der Hand, dem Lappen, dem trockenen Pinsel aufgetragen. Er sagt: „Ich male, ich mische, ich nehme weg.“ Auf der superglatten Grundierung ist die Malerei ein Material in reiner Ölfarbe.

Inzwischen agiert er nicht mehr so rasant. Die flechtartigen Schwünge  wirken wie konstruiert. Sie zeigen sein Interesse für Licht und Schatten durch Farbe. Neuerdings nimmt er er auch fluoreszierende Farbe, damit die Arbeiten  nacht-aktiv sind und energetisch aufgeladen zu sein scheinen. Aber auch im Tageslicht wirken sie wie Kontrast-Verstärker. Er beherrscht derzeit seine visuelle Berg- und Talfahrt so raffiniert, dass zu den Galerien Achenbach Hagemeier und Natalia Hug auch Galerien in Dublin und Berlin hinzugekommen sind.

Jan Pleitner: Who is the sun, bis zum 25. Mai in der Galerie Achenbach Hagemeier, Kennedydamm 1, geöffnet von Mittwoch bis Freitag, 13-18 Uhr, Samstag, 12-15 Uhr.

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