Interview mit Vera van Hazebrouck, der Macherin der Tonhalle: „Der neue Intendant kann nun in die Hände klatschen“

Ein Jahrzehnt war Vera van Hazebrouck die Macherin der Tonhalle. Mit der WZ spricht sie über Erfolge und Ärgernisse während ihrer Zeit.

Frau van Hazebrouck, wie hat es Ihnen in Düsseldorf gefallen?Vera van Hazebrouck: Düsseldorf ist eine wunderschöne Stadt, in der ich mich sehr wohl gefühlt habe. Auch wenn man Düsseldorf nicht gerade als Musikstadt bezeichnen kann, so findet sich hier trotzdem ein gutes, musikfreundliches Publikum. Haben Sie das Gefühl, für das Düsseldorfer Musikleben etwas bewegt zu haben?Hazebrouck: Wenn ich überlege, wie das erste Konzert 1997 aussah, als ich eine Ansage machen musste, weil die Tonhalle teilweise überflutet war, und dabei auch noch das Mikrofon ausfiel, und welches Prunkstück nun aus dem desolaten Konzertsaal geworden ist, so glaube ich schon, etwas erreicht zu haben. Konnten Sie auch organisatorisch etwas verbessern?Hazebrouck: Wir haben heute ein fantastisches Team, das arbeitet bis zum Umfallen. Kaum ein Haus in Nordrhein-Westfalen ist so dünn besetzt, und trotzdem funktionieren die organisatorischen Abläufe reibungslos. Der neue Intendant kann nun in die Hände klatschen und durchstarten. Worauf blicken Sie mit besonderem Stolz zurück?Hazebrouck: Darauf, dass es mir gelungen ist, das Team für die Halle und die Düsseldorfer Symphoniker zu einer Einheit zu verschmelzen. Gab es Dinge, über die Sie sich geärgert haben?Hazebrouck: Sicherlich. Besonders darüber, dass es mir nicht gelungen ist, die GmbH-Lösung durchzusetzen. Damit hätte man die Wettbewerbsfähigkeit der Tonhalle noch deutlich stärken können. Mit dem Thema GmbH muss sich aber nun mein Nachfolger auseinandersetzen. Zeigen die heutigen Kommunalpolitiker noch genügend Sinn für Kultur?Hazebrouck: Diejenigen, die regelmäßig in die Tonhalle gehen, sind ausgesprochene Musikkenner. Und mit Herrn Lohe gibt es endlich einen Kulturdezernenten, der die Musik stark unterstützt. Allerdings ist es auch so, dass viele Entscheidungsträger der 68er-Generation angehören und mit klassischer Musik nichts am Hut haben und nur die damit verbundene Kostenseite wahrnehmen wollen. Gute Musikmanager können aber auch bei denen Überzeugungsarbeit leisten - eine reizvolle Herausforderung. AbschiedsFest Termin Unter dem Titel "Goodbye Vera" gibt der Tonhallen-Freundeskreis am Montag im Anschluss an das letzte Symphoniekonzert ein Abschiedsfest. Ihr Nachfolger wird Michael Becker. Eine Managerin setzt sich durch
Kommentar von Lars Wallerang

Für die Tonhalle und ihre Besucher war es ein Gewinn, dass mit Vera van Hazebrouck erstmals eine Intendantin gefunden wurde, die nicht nur die Düsseldorfer Symphoniker managte, sondern Verantwortung für den Konzertsaal als Veranstaltungsort übernehmen konnte. Dass in ihrer Amtszeit aus der akustisch mangelhaften Halle ein wohlklingender Konzertsaal von internationalem Format wurde, ist zwar neben ihr auch dem engagierten Tonhallen-Freundeskreises zu verdanken, doch trug ihre Beharrlichkeit zur erfolgreichen Umsetzung des Großprojektes bei. Hazebrouck ist vom Schlage des harten Managertyps mit Durchsetzungskraft. Am Fingerspitzengefühl im Umgang mit Orchestermitgliedern mangelte es ihr jedoch dem Vernehmen nach. Nicht zwingend erschienen zudem manche künstlerischen Entscheidungen wie etwa die regelmäßige Einladung des recht faden Jerusalem-Chamber-Festivals. Auch die immergleiche Aufmachung des Programmhefts mit der am Oberarm tätowierten Dame war wenig überzeugend. Frau van Hazebrouck hinterlässt ihrem Nachfolger Michael Becker also ein baulich optimiertes und personell gut aufgestelltes Haus, dem jetzt noch ein paar weitere künstlerische Impulse gut tun würden.

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