Interview mit den Machern des Asphalt Festivals: „Wir breiten uns in der Stadt aus“

Das zweite Asphalt Festival bietet im August zehn Tage lang Theater, Musik, Tanz und Kunst.

Herr Fischer-Fels, wie sehen Sie das Asphalt Festival als Ex-Düsseldorfer?

Stefan Fischer-Fels: Wir haben am Schauspielhaus acht Jahre über das Thema Sommerfestival diskutiert und sind zu keiner befriedigenden Antwort gekommen. Und jetzt gründet Christof einfach eins, das finde ich sensationell.

Das Festival ist zugleich Ihr Schritt, Herr Seeger-Zurmühlen, als Ensemble-Mitglied aus dem Jungen Schauspielhaus heraus und als Freiberufler in die Stadt hinein. Empfinden Sie den Schritt als gelungen?

Christof Seeger-Zurmühlen: Mehr als gelungen. Im vergangenen Jahr hatten wir zu Beginn nichts, weder Geld noch Partner. Es gab nur die Idee und die persönlichen Erfahrungen. Dann ging das rasend. Mein Partner Bojan Vuletic und ich arbeiten beide sehr schnell. Wir haben mit unserer Idee überzeugen können. Die Besucher haben uns die Tickets aus der Hand gerissen.

Wie viele Besucher hatte das Festival in seinem ersten Jahr?

Seeger-Zurmühlen: So knapp 1000.

Was ist in diesem Jahr anders?

Seeger-Zurmühlen: Es dauert zehn Tage und nicht sechs. Wir bespielen mehr Orte. Wir haben zwölf Veranstaltungen und 25 Aufführungen in zwölf verschiedenen Räumen. Wir verstehen uns einerseits als Plattform für Produktionen, die speziell für das Festival entstehen, und wir laden andererseits Gastspiele ein. So versuchen wir uns spinnennetzartig in der Stadt auszubreiten.

Herr Fischer-Fels, warum gastiert das Grips Theater mit Sönke Wortmanns „Frau Müller muss weg“ beim Asphalt Festival?

Fischer-Fels: Da gibt es verschiedene Bezüge. Der erste ist natürlich, dass Christof und ich acht Jahre am Jungen Schauspielhaus toll zusammengearbeitet haben. Den Düsseldorfer Regisseur Sönke Wortmann habe ich auch hier kennengelernt.

Worum geht es in „Frau Müller muss weg“?

Fischer-Fels: Das Stück von Lutz Hübner handelt von einem eskalierenden Elternabend in einer Schule. Es geht um Menschen, die glauben, an der Schulfront werden die entscheidenden Fragen der Gesellschaft ausgefochten. Und das in der schönen Form einer Komödie. Es ist mit über 50 Vorstellungen das erfolgreichste Stück im Grips Theater seit 25 Jahren.

Herr Seeger-Zurmühlen, wo zeigen Sie „Frau Müller“?

Seeger-Zurmühlen: Bei uns suchen sich bestenfalls die Produktionen die Räume. Dieses Stück spielen wir deshalb im Goethe-Gymnasium in der Aula.

Warum passt es zum Festival?

Seeger-Zurmühlen: Für uns ist die Stadt das Zentrum. Das Festival beruht auf vier Säulen: die Stadt und ihre Künstler, die Stadt und ihre Bürger, die Stadt und ihre Orte und die Stadt und die Fremde. Da Wortmann Düsseldorfer ist, der hauptsächlich in der Fremde arbeitet, bringen wir ihn mal wieder zurück.

Ihr Motto ist „Stadt — Rand — Fluss“. Ihnen geht es aber nicht um den Rhein.

Seeger-Zurmühlen: Gemeint ist die Düssel, die Namensgeberin der Stadt. „Düssel — eine Odyssee“ ist eine Art inszenierte Führung. Es geht entlang der südlichen Düssel, ein Unort, den wir uns gesucht haben. Wir fragen, wer wohnt hier und welche Geschichten gibt es zu dem Ort? Zehn Senioren bilden einen griechischen Chor. Wir haben einen Schülerchor, den Tao Chor Düsseldorf und Studierende der Robert-Schumann-Hochschule, die mitmachen. Das Projekt hat etwa 50 Beteiligte — ein Riesen-Ding.

Wie viele können es sich ansehen?

Seeger-Zurmühlen: Es ist nur für etwa 50 Zuschauer gedacht. Die werden mit dem Bus am Weltkunstzimmer abgeholt und zur Düssel gefahren, dort folgen sie zu Fuß dem Helden Odysseus. Das Publikum soll sich von einem Ort zum anderen bewegen — ein Sinnbild für das ganze Festival.

Warum betreiben Sie diesen Aufwand?

Seeger-Zurmühlen: Auch um Menschen zu erreichen, die nicht mit Theater konfrontiert sind.

Herr Fischer-Fels, das ist etwas, was sich Theaterhäuser als Ziel auf die Fahnen schreiben. Warum klappt das beim Asphalt-Festival?

Fischer-Fels: Es braucht Verrückte wie Christof und Bojan, die das machen.

Seeger-Zurmühlen: Wir sind aber auch ein Festival und müssen keinen ganzen Spielplan bewältigen. Dafür braucht man ganz andere Ressourcen.

In Düsseldorf sind Sie beiden oft als starkes Team in Erscheinung getreten. Wie würden Sie Ihre Beziehung beschreiben?

Seeger-Zurmühlen: Stefan ist nicht nur ein Freund. Für mich ist er einer der besten Theater-Ermöglicher. Man braucht eine Vision, das habe ich bei ihm gelernt. Auch wenn man nur wenig Mittel zur Verfügung hat.

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