Interview Gisela Schäfer: Concours Clara Schumann - „Für Pianisten nicht attraktiv“

Gisela Schäfer hat den Concours Clara Schumann 1994 ins Leben gerufen. Die geplante Neuauflage wurde nun abgesagt.

Düsseldorf. Der für den 1. bis 5. Mai geplante Concours Clara Schumann für Klavier muss aufgrund zu geringer Teilnehmerzahl ausfallen - von den 17 Kandidaten haben sieben abgesagt. Zuletzt hat der 1994 von Gisela Schäfer gegründete Klavierwettbewerb im Jahr 2000 stattgefunden. Der zum ersten Mal von Christiane Oxenfort und Franz Xaver Ohnesorg organisierte Concours folgte einem ganz anderen Konzept, das weniger Wert legt auf klassische Pianistik und von den Kandidaten ein recht exotisches Repertoire fordert.

In der ursprünglichen Form gab es für die 50 Kandidaten vier Ausscheidungsrunden mit Liszt-Etüden, Beethoven-Sonaten, Werken von Clara und Robert Schumann, für das Halbfinale Spätwerke von Brahms und ein nach Belieben ausgewähltes Großwerk. Für das Finale stand ein Konzert für Klavier und Orchester auf dem Spielplan. Die neue Konzeption beschränkt sich auf drei Runden, legt den Akzent auf die Werke Clara Schumanns, macht zeitgenössische Musik zum Pflichtbestandteil und verzichtet im Finale auf das Klavierkonzert, verlangt stattdessen Kammermusik und ein weiteres Stück von Clara Schumann.

Frau Schäfer, wie haben Sie es 1994 geschafft, auf Anhieb einen Klavierwettbewerb von internationaler Bedeutung zu gründen?

Schäfer: Ich habe an die Musikhochschulen der ganzen Welt hunderte von Pakete mit Ausschreibungsbroschüren und Plakaten geschickt und ausschließlich erstklassige Pianisten wie Martha Argerich, Vladimir Ashkenazy, Alexis Weißenberg, Maria Tipo sowie den Kritiker-Papst Joachim Kaiser für die Jury gewonnen. Damit war der Wettbewerb auf einen Schlag international bekannt.

Woran könnte es gelegen haben, dass es unter der neuen Leitung nicht geklappt hat, den Wettbewerb durchzuführen?

Schäfer: Der Grund ist vielleicht, dass die Jury mehr aus Hochschullehrern als aus international bekannten Pianisten bestand. Auch die Auswahl der Pflichtstücke dürfte für aufstrebende Pianisten nicht sehr attraktiv gewesen sein. Und es wurden natürlich von vornherein zu wenig Kandidaten eingeladen. Denn mit Absagen muss man immer rechnen.

Halten Sie den Clara-Schumann-Concours noch für notwendig?

Mit Professionalität, Hartnäckigkeit und Leidenschaft hat Gisela Schäfer den Internationalen Concours Clara Schumann für Klavier 1994 ins Leben gerufen. Sie hatte eine große Vision und wusste den Traum von einem weltweit beachteten Klavierwettbewerb mit einer illustren Jury und zahlreichen Teilnehmern aus mehreren Erdteilen Realität werden zu lassen. Sie gewann große Sponsoren, eine wirkliche Star-Jury und hochtalentierte Kandidaten.

Die neue Leitung des Wettbewerbs, namentlich Christiane Oxenfort und Franz Xaver Ohnesorg, hat eine Schrumpfversion des Concours ausgeschrieben und damit Schiffbruch erlitten. Die Melange der Pflichtstücke, bestehend aus Werken von Clara und Robert Schumann, Neuer Musik und einem Klavierquintett anstelle eines großen Konzertes für Klavier und Orchester, lockte begreiflicherweise kaum Klaviertalente nach Düsseldorf. So musste die Fortsetzung der einstigen Erfolgsstory bedauerlicherweise scheitern.

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