Interview: Daniel Buren - Streifen, nichts als Streifen

Daniel Buren (69) ist ein gefragter Künstler. Bis 2005 lehrte er an der Akademie in Düsseldorf. Jetzt stellt er bei Fischer aus.

Düsseldorf. Daniel Buren (69) ist längst zur lebenden Legende geworden. Die uniformen, weißen und farbigen Streifen sind sein visuelles Vokabular. Die Galerie Konrad Fischer verwandelt er, als handele es sich nun um ein völlig neues Milieu.

WZ: Herr Buren, Sie sind als Streifenkünstler hoch geschätzt und erhielten im letzten Jahr den Praemium Imperiale, einen der bedeutendsten Kunstpreise der Welt. Wann begann Ihr Siegeszug in der Kunst?

Buren: Das ist schon so lange her: 1965. Meine Arbeiten standen immer im Zusammenhang mit Malerei und Raum.

WZ: Sehen Sie sich als Raumkünstler oder als Maler?

Buren: Ich bin Maler, aber früher habe ich auch mehrdimensionale Arbeiten gemacht.

WZ: In den 60er Jahren wurde die Pop-Art populär. Dabei ging es auch darum, dass normale Menschen Künstler-Arbeiten im Do-it-yourself-Prinzip ausführen durften. Sehen Sie sich als Pop-Art-Künstler, der die Ausführung den Assistenten überträgt?

Buren: Nein, eher als Konzeptkünstler. Ich wurde zwar im Zusammenhang mit der Pop-Art bekannt, mein Werk setzte aber schon früher ein.

WZ: Was bedeuten Ihnen die Streifen, die Sie an die Wand kleben oder malen lassen?

Buren: Sie sind ein Werkzeug, um mit dem Raum zu arbeiten. Sie bestimmen ihn eher als Kreise oder sonstige Formen. Vor allem sind Streifen neutral. Es gibt Tausende von Elementen, um Räume zu verändern, aber Streifen sind visuell nicht variabel. Es handelt sich bei ihnen immer um dasselbe.

WZ: Die Streifen sind Ihr Markenzeichen?

Buren: Ja, so wie die Künstlersignatur von Picasso oder Cézanne. Man kann vom Maß der Streifen auf den Raum schließen. Sie sind bei mir immer 8,7 Zentimeter breit. Dieses standardisierte Maß habe ich 1965 gefunden. Es ist eigenartig, aber es taucht in vielen Textilien auf, es ist zum Beispiel ein Standard-Maß bei Markisen.

WZ: Sie haben im oberen Saal der Galerie Fischer goldene Streifen und blaue Flächen gewählt, denken Sie etwa an die Farben im Mittelalter?

Buren: Ich benutze keine Symbole. Ich multipliziere die Streifen zum Quadrat, das Grundmaß ist etwas mehr als ein Meter in der Länge.

WZ: Wollen Sie dem Raum eine bestimmte Stimmung geben?

Buren: Ich weiß nur, dass der Raum verändert wird. Das Ergebnis ist das Ergebnis. Ich will den Raum einfach verwandeln.

WZ: Und die Metallspiegel, die Sie an der dunkelroten Wand ankleben? Sollen die den Betrachter reflektieren und so in Ihre Wandarbeit integrieren?

Buren: Es geht mir nicht um den Besucher. Es geht darum, dass die Spiegel das Gegenüber spiegeln. Dadurch entsteht etwas Unendliches. Wenn der Besucher will, kann er sich natürlich auch selbst sehen. Es ist alles sehr einfach gedacht und gemacht. Man kann die Streifen in einem größeren wie in einem kleineren Raum anbringen.

WZ: Sie skizzieren auf kleinen Zetteln die Maße der Streifen, die Schrägstellung und Größe farbiger Dreiecks-Kuben und die Abfolge in wenigen, klaren Farben. Wenn ich eine Arbeit von Ihnen kaufen würde, was müsste ich dann machen?

Vita: Daniel Buren wurde am 25.März 1938in Boulogne-Billancourt bei Paris geboren. Er ist Maler und Bildhauerund gilt als Vertreter der analytischen Malerei und der Konzeptkunst.

Ausstellung: Seine Werke zeigt die Galerie Konrad Fischer, Platanenstraße7, noch bis 1.März, Telefon 0211/685908

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