Inszenierte Demo mit Texten von Jelinek

Menschen in Hasen- und Rehkostümen spielten einen Tag lang „Bambiland“.

Düsseldorf. Es ist derzeit nicht leicht, die Stadt in einen theatralischen Raum zu verwandeln: Zu viele Baustellen blockieren mit ihrem Lärm die Wahrnehmung. Am Grabbeplatz vernebelte am Freitagmorgen der Staub der Abrissbirnen die Sinne, dabei schallte auch vor der Kunsthalle die Stimme Anne Bennents aus Lautsprechern.

Ruhiger war es in der "Hörstation" der Galerie Schmela, da konnte man konzentriert der Klage über den Krieg lauschen, die Elfriede Jelinek sich bei Aischylos für "Bambiland", ihrer dramatischen Tirade gegen den Irakkrieg, ausgeborgt hatte.

Nicht zufällig haben Claudia Bosse und ihr "theatercombinat" den 11. September für ihre Aktion in Düsseldorf gewählt. Acht Jahre ist es her, dass die Terroranschläge in New York einen neuen Krieg herbeigeführt haben. Die Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek kämpfte mit ihrem Text vor allem gegen die vernebelnde und manipulierende Berichterstattung der Medien an.

Auf dem Schlossplatz erklangen hoch vom Turm herunter Flüche gegen Rumsfeld und Bush. Der Ordnungsdienst erkundigte sich bei der jungen Frau mit dem "Bambiland"-T-Shirt, worum es sich handelt. Dann gingen sie beruhigt weiter: keine Störung der öffentlichen Ordnung.

Am Nachmittag schien sich etwas mehr Aktivität anzubahnen: Die Bereitschaftspolizei ist zu Stelle, denn eine "Demo für den Weltfrieden" war angekündigt: Und dann kamen sie, die paar Hasen und Rehe, Akteure mit entsprechend Kopfbedeckungen und simplen Papp-Schildern.

Sie standen den Passanten im Wege und skandierten Schlagworte wie: "Stop the War! - We can stop the iraq war. Yes we can!” Dann verzogen sie sich in Richtung Königsallee und stimmten den alten Friedensdemo-Hit an: "All we are saying is: Give peace a chance!"

Eine Stadt im Ausnahmezustand sollte es werden, aber das hat diese "akustisch-performative Stadt-Installation" nicht erreicht: Wer über Politik nachdenkt, hat dieser Tage einen anderen Kriegsschauplatz im Kopf, und wer sich nicht dafür interessiert, wird von den Satzfetzen, die man aufschnappen konnte, kaum zum Nachdenken angeregt worden sein.

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