Kunst im Hotel Mit Kunst aus Plastik gegen Plastik

Düsseldorf · Bildhauer Michael Fischer-Art hat im Innside-Hotel im Medienhafen eine bunte Skulptur aus Plastikresten geschaffen. Sie dient als Botschaft der Nachhaltigkeit.

 Bildhauer Michael Fischer-Art (l.) hat mit dem General Manager des Hotel Innside, Markus Vergin, seine Skulptur in der Hotel-Lobby enthüllt. Eine fast drei Meter hohe Holzkiste hat der Künstler mit einer Erzählung über die Verschmutzung des Planeten mit Plastik gestaltet. Neben den farbenfrohen „Muppets“ besteht sie aus Plastikartikeln, die die Melía-Hotels im Zuge ihrer Nachhaltigkeitsstrategie aussortiert haben.

Bildhauer Michael Fischer-Art (l.) hat mit dem General Manager des Hotel Innside, Markus Vergin, seine Skulptur in der Hotel-Lobby enthüllt. Eine fast drei Meter hohe Holzkiste hat der Künstler mit einer Erzählung über die Verschmutzung des Planeten mit Plastik gestaltet. Neben den farbenfrohen „Muppets“ besteht sie aus Plastikartikeln, die die Melía-Hotels im Zuge ihrer Nachhaltigkeitsstrategie aussortiert haben.

Foto: Oliver Druse Innside Düsseldorf Hafen

Das neue Kunstwerk in der Lobby des Hotels Innside im Medienhafen passt farblich zur Fassade des Hochhauses. Es ist genauso bunt wie die Außenhaut des „Coloriums“, in dem sich das Hotel seit 2013 befindet. Doch während sich das Hochhaus durch eine strenge geometrische Komposition aus roten, blauen, und gelben Quadraten sowie schwarzer oder grüner Rechtecke kennzeichnet, setzt der Leipziger Bildhauer Michael Fischer-Art mit seiner Skulptur auf weiche, runde und fließende Formen.

Am Donnerstag hat der Künstler sein Werk mit Hotelmanager Markus Vergin enthüllt. Wer nun die Hotel-Lobby hinaufschreitet, trifft auf eine fast drei Meter hohe Kiste aus Pressspanplatten. Sie steht an der Wand. Fischer-Art hat darauf mit Acrylfarben eine Geschichte in drei Szenen gemalt. Sie beginnt auf auf der Frontseite: Da steht ein großer „Muppet“, also eine große Comic-Figur mit rosafarbenem Kopf, weißgrünen Glubschaugen, wülstigen roten Lippen und einem Outfit in Gelb, Violett und Grün. Sieht aus wie ein Harlekin. Um ihn herum fleuchen groteske Wesen mit fratzenartigen Gesichtern und deformierten Körpern – ihre Skelette scheinen schon weiß durch, sie sind gerade dabei, sich in Geister zu verwandeln.

 Bildhauer Michael Fischer-Art schuf eine Skulptur aus Plastik-Resten im Innside Hotel Düsseldorf

Bildhauer Michael Fischer-Art schuf eine Skulptur aus Plastik-Resten im Innside Hotel Düsseldorf

Foto: Oliver Druse Innside Düsseldorf Hafen

Der Grund der körperlichen Auflösung: Plastik. Überall, wo sie hinblicken: schwärmeweise Plastikstrohhalme, Plastikmesser, Plastikgabeln und Plastiksektgläser. Die Plastikteile hat Fischer-Art in die splittrige Platte gesteckt. Der Comic-Harlekin ruft SOS, indem er ein Schild aus dem Plastikmüll stemmt: „Plastic free“. Auf der anderen Holzwand folgt das zweite Kapitel: Ein Akteur ist unsere Erde. Ihre Ozeane erstrahlen in dunkelblau und türkis, die Kontinente in gelb und grün. Durch die Gewässer schwimmen bunte Fische, Schiffe segeln auf ihnen. Doch der blaue Planet erstickt in Strohhalmen, Bestecken und Sektgläsern aus Plastik. Aber es gibt Hoffnung. Über der Erde schwebt ein großer violetter Vogelkopf mit geöffnete gelb-orange-rotem Schnabel. In seinen Mund scheinen hellblaue Partikel hineinzuströmen. Er könnte sie aber auch ausspucken. Mikroplastik? Michael Fischer-Art will den Vogel jedenfalls als positives Symbol verstanden wissen. „Er steht dafür, dass die Gedanken frei sind, dass man sich immer kritisch hinterfragt: Was machst du da eigentlich?“

 Bildhauer Michael Fischer-Art schuf eine Skulptur aus Plastik-Resten im Innside Hotel Düsseldorf

Bildhauer Michael Fischer-Art schuf eine Skulptur aus Plastik-Resten im Innside Hotel Düsseldorf

Foto: Oliver Druse Innside Düsseldorf Hafen

Im dritten Kapitel auf der nächsten Wand lässt der Bildhauer seine Erzählung tragisch enden. Das Skelett eines Menschen sackt in sich zusammen, umflattert von grünen Blättern, roten und violetten Blüten. Der Mensch sinkt ins Grab, das er sich selbst geschaufelt hat. „Der Mensch stellt in seiner wahnsinnigen Intelligenz Produkte her, die nicht abbaubar sind. Wenn man sich diesen Plastikstrudel im Atlantik anguckt, das ist ja Wahnsinn, der ist ja schon wie ein offener Kontinent, so groß ist das, und das geht ja immer weiter“, kommentiert der Künstler ironisch und verwundert zugleich.

Mit dem Kunstwerk beauftragt hat ihn die Hotelgruppe Melía, zu der auch das Innside-Hotel gehört. Fischer-Art arbeitet bereits seit 2016 mit der spanischen Hotelkette zusammen. Der Hintergrund diesmal: Melía will nachhaltiger und umweltbewusster agieren und hat sich auf die Fahnen geschrieben, ab sofort Plastik-Einwegprodukte zu reduzieren. Konkret: Plastik-Trinkhalme und Plastik-Trinkbecher in Fitness- und Wellness-Bereichen werden durch Papiervarianten ersetzt, statt Plastik-Tüten in Abfallbehältern der Gästebadezimmer gibt es nun biologisch abbaubare Alternativen aus Maisstärke, Einweg-Rasierer und Einweg-Zahnbürsten werden reduziert, auf Einweg-Plastikflaschen wird komplett verzichtet. Michael Fischer-Art dient dem Hotel als Botschafter für das neue Nachhaltigkeitsprogramm. All die Plastikreste, die der 49-jährige Künstler in seiner Skulptur verarbeitet hat, stammen nämlich aus sämtlichen Melía-Hotels in Deutschland. Es sind all die Plastikartikel, die in den Hotels nie mehr verwendet werden.

Das Plastik-Kunst-Projekt der Hotelgruppe ist eine wichtige und einfallsreiche Aktion, um auf den hauseigenen Kampf gegen die Plastifizierung unseres Planeten hinzuweisen. Das Kunstwerk selbst liefert trotz Katastrophenszenarios eine farbenfrohe, verspielte und optimistische Botschaft. Man könnte auch sagen: dekorativ, was Fischer-Art allerdings nicht stören würde. Denn er betrachtet Kunst als Dienstleistung für seine Mitmenschen. Und dieses Ziel erreicht sein Plastik-Kunstwerk auf jeden Fall.

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