Podiumsdebatte über die Theaterlandschaft Ein Gespräch über die Theaterszene

Düsseldorf · Museumsleiter Sascha Förster und Regisseur Klaus Weise unterhielten sich im Haus der Geschichte NRW über die Theaterszene im Bundesland. Und sie entdeckten eine Gemeinsamkeit in ihren Biografien.

 Museumsleiter Sascha Förster unterhielt sich mit Regisseur Klaus Weise.

Museumsleiter Sascha Förster unterhielt sich mit Regisseur Klaus Weise.

Foto: Baus/Hermann u.Clärchen Baus

Eigentlich sollte es überhaupt nicht um die Wurst gehen bei den „Geschichten mit Rheinblick“. Zum dritten Mal veranstaltete das Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen ein thematisch festgelegtes Gespräch im Behrensbau am Rheinufer. Die Reihe ist als Begleitprogramm zur Ausstellung „Unser Land – 75 Jahre Nordrhein-Westfalen“ angelegt. Und dieses Mal sollte die NRW-Theaterlandschaft im Fokus stehen.

Dass es dann doch um die Wurst ging, hat mit dem Buch „Sommerleithe“ von Klaus Weise zu tun. Der Regisseur und Intendant war über Jahrzehnte einer der bekanntesten Theaterleute dieses Bundeslands. Zusammen mit Sascha Förster, dem neuen Leiter des Düsseldorfer Theatermuseums, sollte er über die Darstellung von Geschichte und Erinnerung der Bühnenkunst sprechen. Weises gerade erschienene Roman-Biografie war dazu gedacht, das Gespräch im Fluss zu halten.

Zwei unterschiedliche
Leute kamen zusammen

Dann hing gleich auf den ersten Seiten der Sohn des Metzgermeisters Weise hilflos in der Wurstkammer. Ein grausamer Scherz des Vaters, ein Albtraum, eine lebenslang prägende Angsterfahrung. Aber ein Erlebnis, das stark machte für die Fährnisse eines aufregenden Theaterlebens. Im Behrensbau kamen zwei Leute zusammen, die kaum unterschiedlicher sein konnten. Gerade erst hat der 1986 geborene Sascha Förster seine Stelle im Hofgärtnerhaus angetreten. Gerade erst seine Dissertation mit dem Thema „Zeitgeist und die Szenen der Imagination“ zum erfolgreichen Ende gebracht. Und jetzt den Blick nach vorn gerichtet, „voller Tatendrang in die nächsten 30 Jahre“. Um eine Institution wieder relevant zu machen, die lange auf der roten Liste stand. Auch das aktuelle Theater selbst hält Sascha Förster für angestaubt, die Zukunft gehöre vielmehr dem „inklusiven Theater“. Heraushören ließ sich, dass hierzu die Gendersprache zählt.

Auf der anderen Seite der 1951 geborene Vollblutmacher. Klaus Weise hat das Theatergeschehen in Nordrhein-Westfalen an die verrücktesten und passendsten Orte gebracht. Natürlich hat er auch an zahlreichen „ordentlichen“ Bühnen inszeniert: in Düsseldorf, Köln, Oberhausen und Bonn. Wer aber im Jahr 1992 auf der Zeche Zollverein in Essen zu Gast war und dort das Glück hatte, Klaus Weises bild- und tongewaltiges Spektakel „Orte der Sehnsucht“ (Georg Forster) mitzuerleben, wird dieses Erlebnis nie vergessen. Klassische Sprache ist für Weise ein Schatz, an den man keinesfalls rühren darf.

Dennoch entdeckten die Gesprächspartner auch eine Gemeinsamkeit: ihre mit der DDR verbundene Biografie. Bei Sascha Förster sind es die Eltern, die an eine andere Zeit erinnern. Klaus Weise, dessen Eltern 1958 in den Westen flohen, nennt sein Buch „Sommerleithe“ als Hommage an jene Straße in Gera, wo der Metzgersohn damals eine glückliche Kindheit erlebte. Bis zu jener Nacht in der Wurstküche.

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