Tonhallen-Konzert mit LED-Lichtregie Prometheus in Musik und Szene

Düsseldorf · Das erste „Sternzeichen“-Konzert in der Tonhalle bietet eine multimediale und getanzte Version der unvollständig überlieferten Ballettmusik „Prometheus“.

 Marjolaine Laurendeau übersetzt den „Prometheus“ mit zwei Tänzern in Bewegung.

Marjolaine Laurendeau übersetzt den „Prometheus“ mit zwei Tänzern in Bewegung.

Foto: Daniel Senzek

„Die Geschöpfe des Prometheus“ heißt eine Ballettmusik Ludwig van Beethovens. Von einer konkreten Balletthandlung und -Choreografie sind nur Fragmente überliefert, sodass bei der Inszenierung viel Fantasie gefragt ist. Beim ersten „Sternzeichen“-Konzert in der Tonhalle steht dieser „Prometheus“ nun auf dem Programm – aber nicht nur musikalisch, auch szenisch mit Tänzern des Rheinballetts und einer mit elektronischen Sounds verbundenen LED-Lichtregie. Das Konzept entsteht in Zusammenarbeit mit den in Düsseldorf ansässigen Show-Künstlern Clemens und Nick Prokop.

„Prometheus Disorder“ ist der Titel der Inszenierung, die mit der Choreografin Virginia Segarra Vidal entwickelt wurde. Auf dem Podium erscheint nicht die ganze Compagnie des Balletts am Rhein, sondern ein Trio aus einer Tänzerin (Marjolaine Laurendeau) und zwei Tänzern (Philip Handschin und Michael Foster). Alexandre Bloch leitet die Düsseldorfer Symphoniker. Doch die Prokop-Brüder funken mit elektronischen Klängen dazwischen. „Das wird nicht nur Freunde in der Tonhalle finden“, vermutet Nick Prokop bereits. Doch ein spürbarer Dualismus im Klang gehöre zur Grundidee. Denn im Zentrum des Regiekonzepts stehe schließlich ein „Krieg im Kopf“.

Die Künstler interpretieren den mythologischen Prometheus als Figur mit einer bipolaren Störung. Zu den Symptomen dieser psychischen Erkrankung kann auch die Erschaffung von Menschen im Kopf gehören, die von den Betroffenen für real gehalten werden. Hier schließt sich auch der Kreis zu den Geschöpfen, die Prometheus kreiert; für diese Anmaßung wird er von den griechischen Göttern bestraft. In der Version „Prometheus Disorder“ kämpfen allerdings Mani und Depri – also eine himmelhoch jauchzende und eine zu Tode betrübte Figur – gegeneinander.

Für die Realisation kommt Hightech in die Tonhalle

„Gemeinsam sind sie das Dream-Team für jeden Weltuntergang“, heißt es in einer Erzählung, mit der Clemens Prokop die Inszenierung kombiniert. Eingesprochen hat den Text Schauspieler Stefan Wilkening, Düsseldorfern unter anderem bekannt aus der Rheinoper, wo er die Rolle des Bassa Selim in Mozarts „Entführung aus dem Serail“ übernommen hat.

Für die Realisation kommt Hightech in die Tonhalle. 50 LED-Stäbe stehen hinter einem transparenten Spezialvorhang, der mit der Projektion abstrakter Bilder für den 3D-Effekt sorgt. „Zu den Höhepunkten gehört eine Kampfszene, bei der sich die Tänzer gegenseitig mit Materie aus Licht bewerfen“, sagt Nick Prokop. Mit animierten Lichtbildern und anderen Effekten zu klassischer Musik haben die Prokops viele Jahre Erfahrung. Toningenieur Nick Prokop, Absolvent des Medien-Studiengangs an der Robert-Schumann-Hochschule und aus dem bayerischen Rosenheim stammend, hat sich 2007 in Düsseldorf mit seinem Bruder Clemens selbstständig gemacht. Nach einer Zeit der Untermiete in einem Studio in Bahnhofsnähe haben die Künstler nun ihre Kreativschmiede TYE Shows an der Ronsdorfer Straße. Mit Kent Nagano haben sie im Audi-Werk Ingolstadt Strawinskys „Le sacre du printemps“ lichttechnisch inszeniert – mit einer abstrakten Bild-Übersetzung der Dirigierbewegungen. Für das Wiener „Haus der Musik“ bauten sie eine Klang- und Lichtinstallation. Bis nach Nord- und Südamerika reichen die Kontakte für künstlerische Kooperationen. Kurios: dieser „Prometheus“ ist nach 14-jähriger Ansässigkeit in Düsseldorf die erste Produktion für die Wahlheimat.

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