Im Tanz verschmelzen Kulturen

Das Projekt "Chin-A-moves" soll den Austausch zwischen China und Europa fördern.

Düsseldorf. Im Tanz kommen die verschiedenen Kulturen einander näher. Sind doch manche Fragen universell, etwa die nach der Heimat, Herkunft oder Identität - so auch in dem neuen Stück "Bahok" des Tanzhauses NRW. Choreograf Akram Khan wird ab Donnerstag, 3. April, 20Uhr, unterschiedliche kulturelle Traditionen auf der Bühne zu etwas Neuem verschmelzen lassen.

Acht Tänzer aus China, Korea, Indien, Südafrika und Spanien treffen in einer Flughafenwartehalle aufeinander - sie verbinden klassisches Ballett, indischen Kathak-, und zeitgenössischen Tanz zu einem Stück mit einer Aussage: Die universelle Tanzsprache hilft den Künstlern, sich zu verstehen; ihre Wünsche, Erfahrungen und Erinnerungen.

"Jeder reagiert auf diese Verbindung anders. Das Publikum kann nichts falsch deuten", sagt Bertram Müller, Leiter des Tanzhauses NRW, der "Chin-A-moves" ins Leben gerufen hat. Das Stück "Bahok" ist der Auftakt zu diesem einjährigen Projekt, "ein Austauschprogramm chinesischer und europäischer Künstler." Das Tanzhaus will vor allem Künstler der chinesischen Subkultur fördern. Denn diese können noch unzensiert die Gesellschaft kritisieren.

"Bahok" heißt im Bengalischen "Lastenträger". Soll heißen: Jeder trägt die Spuren seiner Identität mit sich. Das Stück greift den Mythos der biblische Erzählung vom Turmbau zu Babel auf, eine Allegorie für das menschliche Trauma, mit anderen Menschen nicht reden zu können, weil sie andere Sprachen sprechen. Akram Khan wird oft "Globalisierungs-Choreograf" betitelt - seine Choreografien lassen kulturelle Unterschiede verschmelzen. Trotzdem zeigt er in "Bahok" auch die Grenzen der Tanzsprache.

"Akram Khan hat schon vor seiner Karriere verschiedene Stücke auf unserer Bühne aufgeführt. Nur aufgrund dieser langen Zusammenarbeit haben wir den berühmten Choreografen auf unsere Bühne holen können", sagt Bertram Müller. "Eigentlich werden eher unbekannte Künstler an dem Projekt teilnehmen." In den nächsten Wochen reisen sechs junge Choreografen nach China, darunter auch zwei Düsseldorfer. Im Februar 2009 werden chinesische Tänzer nach Düsseldorf reisen.

"China ist nicht nur Wirtschaftsmacht, sondern auch Kulturnation", betont Müller. "Darum ist es wichtig, den Künstlern durch unsere Einladung zu zeigen: Wir nehmen euch wahr." Das glaubt auch die Europäische Union, die das Projekt "Chin-A-moves" mit 180 000 Euro fördert.

Zu den zehn Partnern des Tanzhauses gehören unter anderem das Living Dance Studio in Shanghai, das Crossings Festival in Peking, das Theater Mercat de les Flors in Barcelona und das Dansens Hus in Oslo. Tanz verbindet eben Nationen.

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