Im Gespräch: Günther Beelitz - neuer Generalintendant des Düsseldorfer Schauspielhauses

Günther Beelitz leitet ab sofort das Schauspielhaus. Er will selbst nur „sparsam“ inszenieren.

Im Gespräch: Günther Beelitz - neuer Generalintendant des Düsseldorfer Schauspielhauses
Foto: David Young

Düsseldorf. Unverkennbar, das Blitzlichtgewitter am Mittwoch genießt Günther Beelitz. Dabei hat er sein öffentliches Leben als Theaterdirektor, Festivalleiter und Regisseur nie aufgegeben. Der neue Posten des 75-Jährigen jedoch ist etwas Besonderes. Beelitz ist ab sofort Generalintendant des Düsseldorfer Schauspielhauses. Und weil dort seit mehr als einem Jahr unglaublich viel schief gelaufen ist, kann er es eigentlich nur besser machen. Ein schöner Ausgangspunkt für den erfahrenen Theatermann, der seinen Optimismus jedoch mit Bedacht verbreitet.

Herr Beelitz, Sie stehen vor einer großen Aufgabe. Warum gönnen Sie sich mit 75 Jahren nicht mehr Ruhe?

Günther Beelitz: Wer mich kennt, weiß, dass ich noch gut auf den Beinen bin. Ich bin sehr sportlich, und in einem Alter, in dem ich mich nicht mehr beweisen muss. Das ist ein Vorteil.

Sie leben in Düsseldorf, haben das Schauspielhaus schon einmal zehn Jahre lang geleitet. Wie nah ist Ihnen das Haus?

Beelitz: Die Zeit am Düsseldorfer Theater waren meine wichtigsten Jahre. Ich habe das Haus nie aus den Augen verloren.

Welche Inszenierung haben Sie zuletzt gesehen?

Beelitz: „Nora“ von Ibsen, am Montagabend. Die Vorstellung hat mir gut gefallen. Aber wenn man mit nur 180 Leuten im Großen Haus sitzt, bekommt man viel Frust.

Die Zuschauer haben das Interesse verloren. Zudem gelten die Düsseldorfer als schwierig.

Beelitz: Das Publikum hier ist nicht schwieriger als anderswo, aber anscheinend hält es sich irgendwo versteckt. Die Zuschauer brauchen mehr Geduld mit dem Theater, und auch die Düsseldorfer müssen sich mehr herausfordern lassen.

Wie wollen Sie die Menschen zurückgewinnen?

Beelitz: Wenn das Vertrauen erst einmal abhandengekommen ist, braucht es lange, um es zurückzuholen. Wir müssen einen Spielplan machen, der überzeugt. Die Frage ist, ob man dazu viele „Weiße Rössels“ braucht? Mit mir wird es sie sicher nicht geben — und trotzdem kann man das Publikum halten.

Das Programm der kommenden Spielzeit steht, und es trägt die Handschrift Ihres Vorgängers Manfred Weber. Wie gehen Sie damit um?

Beelitz: Das ist kompliziert. Es wird nur in einigen wenigen Fällen möglich sein, etwas zu ändern. Unser Gestaltungsspielraum beginnt erst mit der zweiten Spielzeit.

Werden Sie auch selbst inszenieren?

Beelitz: Sparsam.

Nach den vielen Vorkommnissen und Intendantenwechseln dürfte die Stimmung der Schauspielhausmitarbeiter auf dem Nullpunkt sein. Wie wollen Sie sie motivieren?

Beelitz: Das wird nicht einfach. Ich möchte dem Ensemble die Spielfreude zurückgeben und Perspektiven bieten.

Änderungen am Personal werden Sie nicht vornehmen können. Es gibt ja Verträge.

Beelitz: Ja, und wir werden nicht nur zusammenarbeiten, sondern uns auch auseinandersetzen.

Ihre Intendanz ist auf zwei Jahre beschränkt. Was ist Ihr wichtigstes Ziel in dieser Zeit?

Beelitz: Ich möchte das Haus stabilisieren und einen geordneten Übergang für den künftigen Intendanten schaffen. Wir werden hier sicherlich einiges verändern müssen, um das Schauspielhaus wieder zu dem zu machen, was es einmal war: eines der besten Häuser Deutschlands.

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