"Hope": Die Welt zum Guten erpressen

Kino: „Hope“, eine deutsch-polnische Produktion, feierte im Cinema Deutschlandpremiere.

Düsseldorf. Das klingt nach Kitsch: Ein blondgelockter Jüngling mit schulterlangem Haar streift im Namen einer höheren Gerechtigkeit durch die Straßen von Warschau. Als Francis - der mit der Engelsfrisur - einen Kunstraub filmt, geht er mit dem Mitschnitt weder zur Polizei noch verlangt er vom Drahtzieher des Raubes eine großzügige Vergütung. Vielmehr erpresst er den Dieb und eitlen Kunsthändler Benedict Weber nur, damit der das gestohlene Bild "Engel mit Geige" zurückgibt. Und zwar nicht, weil die abgebildete Lichtgestalt die Haare wie Francis trägt, sondern weil er will, dass Weber "sich auch mal was anderes vorstellt". Klingt schon alles arg heroisch und pathetisch. Und dann heißt der Film, der Dienstagabend im Cinema an der Schneider-Wibbel-Gasse seine Deutschlandpremiere feierte, auch noch "Hope", also "Hoffnung".

Aber der erste Spielfilm von Regisseur Stanislaw Mucha ist alles andere als eine klebrig-kitschige Abhandlung über das Gute im Menschen geworden. Im Gegenteil. Mucha und Drehbuch-Autor Krzysztof Piesiewicz ("Drei Farben") erzählen mit lakonischem Witz von einer tragischen Welt der Schicksalsschläge, der Peinlichkeiten und der Anti-Moral.

"Wir leben in einer Zeit, in der man die Menschen einfach zum Guten erpressen muss", sagt Mucha, der zusammen mit seinem Hauptdarsteller Rafal Fudalej nach Düsseldorf gekommen ist. Er selbst habe etwas ähnliches erlebt. In Krakau habe er einmal einen Mann fotografiert, als er seine Frau geschlagen hat. Über einen Mittelsmann ließ er ihm die Bilder zukommen. Die Konsequenz: Der Mann habe seine Frau weiter geschlagen, nur habe er seit dem vorher die Vorhänge zugezogen. "Wenn es keine Hoffnung gäbe, man müsste sie schnellstmöglich erfinden", sagt Mucha.

In "Hope" verkörpert Francis die Hoffnung. Intuitiv, naiv und mit großem Misstrauen in die rechtsstaatlichen Institutionen geht er unbeirrbar seinen Weg. "Dabei drück ich ihm fest die Daumen", sagt Mucha.

Vita Stanislaw wurde 1970 in Nowy Targ in Polen geboren. Er studierte Schauspiel in Krakau und Film- und Fernsehregie in Potsdam-Babelsberg.

Auszeichnungen Bis zu seinem Film "Hope" hat Mucha ausschließlich Dokumentarfilme gedreht. Für "Absolut Warhola" wurde er 2002 zweimal mit dem Adolf-Grimme-Preis (Kamera und Regie) ausgezeichnet. Mit "Mitte" gewann er 2004 auf der Berlinale einen Preis in der Reihe Panorama und den Hessischen Filmpreis.

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