Keramik Hetjens-Museum: Matthias Wollgast überzeugt mit Fälschungen

Konzeptkünstler schafft trotz seiner Tricks und Finten den Zugang zur Keramik.

Keramik: Hetjens-Museum: Matthias Wollgast überzeugt mit Fälschungen
Foto: Zanin/Stadt Düsseldorf

Düsseldorf. Daniela Antonin, kommissarische Chefin des Hetjens-Museums, macht das Unmögliche möglich. Ausgerechnet ins Pötte-Museum, wo die Irdenware triumphiert, lädt sie einen Konzeptkünstler ein. Matthias Wollgast (36) flunkert den Besuchern derart geschickt das Leben und Werk eines Jan Usinger vor und verquickt es auch noch mit Keramik-Vasen, dass man nur staunen kann. Manche Besucher werden ihm sicherlich auf den Leim gehen. Das macht jedoch nichts, denn die Ausstellung in den Kellerräumen ist täuschend echt in Szene gesetzt. Auf Schritt und Tritt lädt er zum Bildvergleich zwischen alten Bademoden und Vasen.

Der Besucher pilgert wie ein gelehriger Schüler von Vitrine zu Vitrine und vergleicht Collagen mit rechten Objekten. Eine Ausstellung als Gedankenspielerei. Mit einem prächtigen Katalogbuch auf einem eigens für die Ausstellung angefertigten Tisch mit rot lackierter Holzplatte. Es schildert das Leben des erfundenen Künstlers Jan Usinger.

Wollgast beschreibt in beredten Worten, wie dessen Werk 2012 im Depot des Kunsthistorischen Instituts in Bonn zufällig gefunden wurde, nachdem es dort jahrelang eingelagert war.

Wollgast hat sich viel Mühe für seine Fälschungen gemacht, hat den Raum im Museum mit HDF-Platten komplett verkleidet, um seine online gespeicherten Bilder auszudrucken und über Computerprogramme in die leeren Körperhüllen eines Badeanzugs zu verwandeln.

„Leerstellen und fehlende Informationen sind schon lange ein Leitgedanke von mir“, erklärt er. Und fügt den nur scheinbar unlogischen Satz hinzu: „Eine nicht gegebene Information ist auch eine Information.“ Am Betrachter liegt es, ob er die Illusion aufdecken kann.

Was fasziniert, ist der Versuch, über alle Tricks und Finten hinweg doch noch einen Zugang zur Keramik zu finden. Denn eines ist sicher: Die alten Vasen sind verlockender als die dreidimensionalen Badeanzüge, die dadurch entstanden sind, dass Wollgast die echte Ware in Epoxidharz laminiert hat.

Der Künstler spielt nicht nur mit der auf den Rumpf reduzierten Frau, sondern mit den unterschiedlichsten Medien, die er allesamt beherrscht. Denn er hat zunächst Biologie in Bonn studiert, wurde dann Meisterschüler von Markus Lüpertz und sattelte noch ein Postgraduiertenstudium an der Kunsthochschule für Medien obenauf.

Die Beschäftigung mit Bild, Form und Betrachter gehört zu seinen Leitgedanken. Zum Trost für alle Kunstgänger erklärt er nach dem Rundgang zwischen den Pötten: „Ich will den Betrachter nicht völlig hinters Licht führen, sondern letztlich will ich ihn aufmerksam machen. Durch die Täuschung möchte ich seine Aufmerksamkeit gewinnen und für die Aufklärung nutzen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort