Hetjens Museum: Die Stasi akzeptierte den Exoten

Frank Reiter sammelte Südseeschätze im Osten.

Düsseldorf. Den 25. April sollten sich die Freunde des Hetjens-Museums frei halten, dann wird Frank Reiter aus Ostberlin um 19.30 Uhr erzählen, wie man in den tiefsten DDR-Zeiten eine Sammlung von Keramik aus der Südsee aufbauen konnte. Die Sammlung ist jetzt in einem kleinen Ausschnitt in den Vitrinen an der Schulstraße zu bewundern. Die Geschichte dazu sei vorab mitgeteilt:

Schon als Kind hatte der heute 60-Jährige ein Faible für die Südsee. Über den Ostberliner Kunsthandel erstand er mit 18 Jahren eine Steinkopf-Keule. Danach kam er auf die tolle Idee, Adressbücher aus Ozeanien zu durchforschen und die Leute anzuschreiben. Sogar mit der Königin der Toga-Inseln nahm er schließlich Kontakt auf. Die Stasi akzeptierte den "Exoten", die Pakete kamen durch die Kontrollen hindurch. Nun sind Südsee-Kostbarkeiten an der Schulstraße zu sehen.

Es soll nach Sally Schöne, die die Schau organisiert hat, schon 1900 eine Schau aus Papua-Neuguinea im damaligen Kunstgewerbe-Museum in Düsseldorf gegeben haben. Offensichtlich interessierte man sich nicht sonderlich dafür, denn heute finden sich die unschätzbar wertvollen Objekte im Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln.

Papua-Neuguinea wurde im späten 19. Jahrhundert durch Briten und Deutsche kolonisiert. Von 1899 bis 1914 war Deutsch-Neu-Guinea, der nördliche Teil, Kolonie des Deutschen Reiches. Die Schätze, für die sich der deutsche Kaiser interessierte, sind heute in den Museen Preußischer Kulturbesitz untergebracht - ein Weltkulturerbe einmaliger Art.

Dagegen kommt die kleine Vitrinenschau natürlich nicht an. Sie kann die Kulthäuser nicht herbeiholen, in denen die Männer die Flöte bliesen, um den Frauen zu bekunden, dass sie das Weite suchen sollten: Im zentralen Haus waren die Männer unter sich. Doch die Kunst der Frauen, denn nur sie arbeiteten schöpferisch, bietet den Männern mit den abstrahierten Gesichtern der Ahnengeister Paroli. Sally Schöne hat die Schau gut aufbereitet, vom Stärkemittel Sago von der Sagopalme ist die Rede, vom Vorratsbehälter mit den Feuerspuren, vom Kampfschild mit den doppelten Nasen in den phantastischen, schönen, klar geschnittenen Gesichtern. Sogar ein Käppchen aus Vogelfedern hat so ein Schild, der seitlich mit Vogelwesen versehen ist, die die Fische aus dem Wasser mit ihren langen Schnäbeln holen sollten.

Hetjens-Museum, Schulstraße 4, bis 8. Juli, di, do - so 11 - 17, mi 11 - 21 Uhr

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