Heinz Strunk Von Saxofonen, Käsesorten und Selbstironie

Düsseldorf · Ein amüsanter Abend mit Heinz Strunk im Zakk. Er trug aus seinem Tagebuch „Intimschatulle“ vor.

 Heinz Strunk zitierte aus seinem Tagebuch „Intimschatulle“ und gab auch ein Saxofon-Solo zum Besten.

Heinz Strunk zitierte aus seinem Tagebuch „Intimschatulle“ und gab auch ein Saxofon-Solo zum Besten.

Foto: picture alliance/dpa/Georg Wendt

Unter begeistertem Applaus des Publikums betritt der Autor die Bühne. Doch anstatt an sein Lesepult zu gehen, tritt er ans Mikrofon und schmettert den Zuschauern eine Art Sprechgesang über Hipster entgegen. Ein Auszug aus seinem Album „Aufstand der dünnen Hipster-Ärmchen“. Nach dieser kuriosen Begrüßung widmet sich Heinz Strunk dann aber seinem Buchprojekt. „Intimschatulle“, so heißt das Tagebuch, in dem der Autor voller Ironie seine täglichen Erlebnisse festgehalten hat.

Dabei erfährt der Zuhörer nicht nur etwas über Strunks Versuche, seinen Roman fertigzustellen, sondern zum Beispiel auch seine neueste Idee für ein Kinderbuch mit dem Titel „die Käsis“, einer tragischen Liebesgeschichte zwischen zwei Käsesorten. Triefend vor Selbstironie erzählt Strunk davon, wie kläglich seine Versuche, den Roman zu schreiben, scheitern und wie einfach es ist, sich durch simple Tätigkeiten abzulenken, die einem bis dorthin stets nichtig vorkamen.

Mit Schilderungen über das Wechseln von Batterien oder Bettenabziehen trifft er den Nerv eines Jeden, der schon einmal von zu Hause aus an einem Projekt gearbeitet hat. Dem Zuhörer bleibt der ernste Unterton des Buches nicht verborgen. Zynisch spricht der Autor die Probleme des Älterwerdens an. So erzählt er gut gelaunt von einer älteren Dame, die kürzlich Selbstmord begangen hat. Ihr Tagebuch hätte zuletzt immer den gleichen Satz enthalten: „Heute ist niemand gekommen.“ Die Zuschauer lachen betreten.

Doch Heinz Strunk, versteht es, dem Publikum die gute Laune wiederzugeben und beweist ein Talent dafür, die Probleme des Alterns mit Humor zu nehmen. So beispielweise durch seinen Erotikkalender für ältere Leute, mit sich als Hauptmotiv, den er dem Publikum stolz präsentiert. Allgemein wird schnell klar, Strunk ist kein Mann, der sich selber oder irgendetwas anderes zu ernst nimmt.

Während des Vorlesens fällt er immer wieder aus seiner Rolle des Erzählers und kommentiert sein eigenes Werk voller Sarkasmus. Heinz Strunk macht sich sowohl über sich selber als auch über einige Promis sowie TV-Sendungen lustig. So amüsiert er sich über Sendungen wie „Der Trödeltrupp“ oder „Bares für Rares“. Aber auch berühmte Autoren wie Franz Kafka sind vor dem bissigen Humor nicht sicher. Es ist allerdings nicht nur das Thema Altern, das dem ganzen Abend einen ernsten Unterton gibt.

Immer wieder schneidet der Autor Themen an, die auf den ersten Blick wie reine Albernheiten erscheinen, jedoch bei tieferer Analyse einen wahren Kern treffen. So hinterfragt er, warum der Verzehr von Menschenfleisch verboten ist und stellt nüchterne Fakten dar, warum es, wenn man von den moralischen Aspekten absieht, gar nicht so schlecht wäre, Kannibalismus zu praktizieren. Um es in seinen Worten zu sagen „Menschenfleisch schmeckt wie eine Mischung aus Hühnchen und Rind und wer mag das nicht?“

Der Autor und Komödiant spielt auch Saxophon

 Heinz Strunk entpuppt sich jedoch nicht nur als talentiert, was seine Fähigkeiten als Autor und Komödiant betrifft, sondern stellt sich auch noch als begnadeter Saxofon-Spieler heraus. Denn unter dem Titel „Bring da saxophone back to porn“ (was so viel bedeuten soll wie „Bringt das Saxofon zum Porno zurück“) liefert Strunk zum Abschluss seines Auftrittes ein stimmiges Saxofon-Solo, untermalt mit Playback-Geräuschen, die tatsächlich an einen Porno erinnern.

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