Haus der Uni: Noch fehlen die Studenten

Im „Haus der Universität“ erhalten Bürger eine Studienberatung. Bisher ist noch nicht viel Leben eingekehrt.

Düsseldorf. Am Schadowplatz, in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Konsumtempeln der Stadt und einen Steinwurf entfernt vom Kö-Bogen, befindet sich jetzt auch eine Stätte von Geist und Kultur: das „Haus der Universität“, gewissermaßen das städtische Oberstübchen. Ein Zentrum für Bürger der Stadt soll es sein. Wir gingen der Frage auf den Grund, welcher Service angeboten wird und wie das in der Praxis funktioniert.

Der klassizistische Stil des ehemaligen Bankgebäudes erinnert an Antike und geistig aufblühendes Abendland. Beim Betreten des Hauses wird der Eindruck etwas sachlicher und unpathetischer. Die Empfangshalle wirkt mit ihrem hellen Holz, Glas und dem grauen Boden recht nüchtern modern, beinahe kühl. Umso persönlicher wirkt die Ansprache des Beratungsteams.

Jennifer Smolen heißt eine der jungen Damen, die am Empfangsschalter sitzen. Auf Fragen gibt sie mehr Antworten als man zunächst erwartet, denn sie sind gespickt mit dezidierten Rückfragen. Bei der Erkundigung nach dem Medizinstudium wird nicht nur nach dem Abitur gefragt und auf den Numerus Clausus (NC) hingewiesen, sondern noch auf die besondere psychische Belastung des Berufs.

„Wir versuchen mit denjenigen, die Medizin studieren wollen, zu klären, ob die Entscheidung auch ausreichend durchdacht ist“, sagt Jennifer Smolen, die selber Anglistik studierte und seit längerer Zeit am Campus Studienberatungen durchführt. Beim Medizinstudium, für das die Heinrich-Heine-Universität ja einen guten Namen habe, sei es wichtig, den Interessenten klar zu machen, dass das Studium auch viel mit Unfallchirurgie zu tun habe, bei der man einiges sehen können müsse.

Wir verlegen uns lieber auf etwas Blutarmes: die Rechtswissenschaft. Die Beraterin greift gleich zu einem blau-weißen Faltblatt und erläutert Studienaufbau, Inhalte und Verlauf mit den ganzen Pflichtveranstaltungen wie Strafrecht, Zivilrecht und Öffentlichem Recht.

„Wir empfehlen den Leuten, mal eine Vorlesung zu besuchen, um dadurch herauszufinden, ob das Jurastudium das Richtige für sie ist.“ Seien einige danach sehr angetan und fänden es gar nicht so trocken, würden manche indes sofort Abstand nehmen, weil sie sich das Fach anders vorgestellt hätten.

Da Universitäten öffentliche Einrichtungen sind, finden auch Bürger, die nicht mit Abschluss studieren, sondern sich einfach nur weiterbilden wollen, Angebote im Haus der Universität. Die geduldige Beraterin verlegt die Beratung an den Computerschirm.

Nun würden wir gerne eine Vorlesung oder ein Seminar über Heinrich Heine finden. Und siehe da: Nach ein paar Klicks und Suchfrageeingaben gibt es gleich fünf Treffer mit unterschiedlichen Themen rund um Heine. Auch Veranstaltungen über die Geschichte des Dritten Reiches sind mit Hilfe von Frau Smolen schnell gefunden.

So richtig viel Leben ist im Haus der Universität selbst jedoch noch nicht eingekehrt. Die Beraterin gibt uns zwei Veranstaltungskalender, auf einem gibt es sogar eine abtrennbare Seite, wo man Vorlieben auswählen kann für die künftige Programmgestaltung des Hauses. Gefragt wird auch, ob man die Form des Vortrages, die des Blockseminars oder der semesterlangen Seminarreihe bevorzuge.

Schon jetzt zu besuchen seien unter anderem zwei Ringvorlesungen über „Mögliche Welten“ und „Widersprüche des Alter(n)s“. Fazit: Das Haus der Universität macht in puncto Studienberatung einen kompetenten Eindruck, aber um als Bildungszentrum für einfache Bürger wahrgenommen zu werden, muss es wohl noch eine Weile weiter aufblühen.

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