Musiker-Duo Harmonie — nicht nur im Orchester

Hornistin Lisa Rogers und Klarinettist Thomas Weißschnur spielen zusammen bei den Düsys. Das Musiker-Duo ist auch privat ein Paar.

Musiker-Duo: Harmonie — nicht nur im Orchester
Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Ihre Lebenswege kreuzten sich das erste Mal in Fernost. Die rotblonde Amerikanerin Lisa Rogers (33) hatte 2010, nach Bestehen ihrer Masterprüfung in New York, ihr erstes Orchester-Engagement in Hongkong. Zur gleichen Zeit verdiente der Freiburger Thomas Weißschnur seine Brötchen als Orchestermusiker im 30 Kilometer entfernten Macao. Es war wohl Liebe auf den ersten Blick. Damals riet er ihr: „Du solltest dort arbeiten, wo die klassische Musik, die du spielst, herkommt.“ Sie befolgte seinen Rat. Wenige Jahre später spricht sie nicht nur fließend Deutsch, sondern ist Solo-Hornistin der Düsseldorfer Symphoniker.

Weißschnur studierte in Los Angeles Klarinette, während Rogers sich im heimatlichen Denver/Colorado auf das Bachelor-Examen vorbereitete. Kurz nach dem Kennenlernen zogen beide von Asien nach Berlin, zu einem Aufbaustudium. „Es war eine tolle Zeit in Hongkong“, erinnert sich Lisa Rogers. Aber: „Dort ist man komplett weg aus Europa.“ Und für Lisa Rogers war klar, dass sie nach Europa wollte. In Berlin lernte sie, dass in Deutschland Hörner einen anderen Sound haben. „In den USA klingen Hörner weich, gedämpft, rund.“ Präziser und klarer artikuliert wird in Deutschland.

Nach einigen Monaten spielte sie erstmals für eine Horn-Stelle vor, in Heidelberg. Zufall? Dort, wo 50 Jahre zuvor ihr Großvater als amerikanischer Offizier stationiert war. Die Zeit in Heidelberg bedeutete auch eine Wochenend-Beziehung für das junge Paar. Thomas Weißschnur hatte bereits seine Ersatz-Stelle in Düsseldorf angetreten. Für Lisa Rogers erfüllte sich ein Traum, als sie das Vorspielen bei den Symphonikern bestand und seitdem eine feste Stelle hat. „Das war Glück, andere brauchen zehn Jahre dafür“, sagt sie.

Die beiden Musiker gehen heute noch weiter, konzentrieren sich nicht nur auf reine Konzert-Spielen, sondern reichen ihr Wissen in der Rubinstein-Akademie an der Flingerstraße bereits an die nächste Generation weiter.

Der 35-jährige Weißschnur gibt Unterricht und spielt Kammermusik; am liebsten mit Lisa. Das gehe terminbedingt nur selten. Aber in der Deutschen Botschaft in Pakistan traten sie sogar einmal als Duo auf.

Geboren wurde Thomas Weißschnur als Spross einer russlanddeutschen Familie — Mutter Musiklehrerin, Vater Krankenpfleger. Mit neun Jahren griff er zur Klarinette und legte die Prüfung beim Star-Klarinettisten und Komponisten Jörg Widmann ab.

Lisa Rogers wechselte mit 14 Jahren von der Flöte zum Horn und hatte nur ein Ziel: Profi-Hornistin. „Wegen der komplizierten Obertöne trifft man beim Horn schneller einen falschen Ton. Und jeder hört den kleinsten Fehler.“

Zur Beruhigung der Nerven sind in den USA bei Blechbläsern Betablocker üblich. „Die habe ich aber nur beim Vorspielen genommen“, gesteht sie ohne Scheu. Denn das alleinige Spielen vor einem Gremium sei für jeden Orchestermusiker eine sehr künstliche Situation. „Da kämpft jeder Musiker um seine Existenz.“

Im Orchester-Bild ist eine Hornistin immer noch eine Seltenheit. Aber die Zeiten ändern sich. So sind mittlerweile 50 Prozent der Horn-Studenten weiblich.

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