Düsseldorf : Hans Mayer begann in einem Sargladen
Der berühmte Galerist hat von seinem Freund Walter Grasskamp ein Buch über sich schreiben lassen. Das muss gefeiert werden.
Düsseldorf. Der Galerist Hans Mayer gibt bei Walther König ein Buch über sich und die Kunstwelt heraus. Und da Mayer im Gegensatz zu anderen Kunsthändlern gern in großer Runde feiert, dürfte es Dienstag ab 18 Uhr am Grabbeplatz 2 wie auf der gegenüberliegenden Seite in der Buchhandlung Walther König hoch hergehen. Mit viel Musik von Markus Oehlen.
Das Buch, vom Weggefährten Walter Grasskamp geschrieben, erhält kuriose Dinge. So sagt einer der wichtigsten Kunsthändler der Welt: „Ich war klein und dünn, aber sportlich. Und hab’ mich oft geprügelt. Das war dann auch der Grund für den Schulverweis.“ Mayer, Jahrgang 1940, wurde mit der Mittleren Reife vor die Tür gesetzt, machte eine Lehre als Industriekaufmann und startete in einer Gardinenfabrik.
Das sei sein Glück gewesen, erklärt der Selfmademan. Seine Bildung erhielt er sowieso nicht auf der Penne, sondern in der Volkshochschule Ulm. Sie wurde von Inge Scholl gegründet, der Überlebenden der Geschwister Scholl. Und ihr Mann war Otl Aicher, eine der prägenden Gestalten im Grafikdesign.
Obwohl nie Student an der Hochschule für Gestaltung in seiner Heimatstadt Ulm, hat Jung-Mayer dort die Nachkriegs-Elite für sich gewinnen können. Zu seinem informellen Freundeskreis gehörten Almir Mavignier, der bei Max Bill und Josef Albers studiert hatte. Sie wurden seine Leit- und Vaterfiguren. So konnte „Hänschen“ als 25-Jähriger in einem ehemaligen Sarglager in Esslingen seine Karriere als Galerist beginnen.
Er scharte die kulturelle Elite nach dem Krieg um sich. Zur Vernissage etwa gastierte das Living Theatre, damals das spannendste Theater der Welt. Er vertrat Franzosen, Italiener, Schweizer, Österreicher, Brasilianer und Argentinier. Und hatte mit Anhieb Erfolg. Schon 1965 wechselten die ersten acht Bilder von Josef Albers den Besitzer. Als parallel dazu Albers im Museum of Modern Art gefeiert wurde, rief ihn der Milliardär Joe Hirshhorn zu sich. Als der Sammler den langhaarigen, jungen Mann in den Jeans sah, kaufte er ihm zwar vier Gemälde ab, aber gab ihm einen weiteren Dollar für den Friseur. Der Jung-Galerist aber meinte, einen Friseur bekomme er nicht für einen, höchstens für fünf Dollar. Und behielt sein langes Haar.